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Nintendo Switch – Early Access Konsole oder Wunderkind?

Mittlerweile ist es bereits deutlich über ein Jahr her, dass ich mir meine Gedanken über die bereits damals im Sterben liegenden WiiU und ihrer Nachfolgekonsole gemacht habe, die damals noch unter dem Namen NX die Gerüchteküchen dieser Welt heimsuchte:

Fasst man all diese “Informationen” zusammen, bekommt man ein ziemlich klares Bild von der NX: die NX wird die leistungsstärkste Konsole, die zugleich jedoch technisch schockierend zurückhaltend zu sein scheint. Ein Hybrid aus Handheld und stationärer Konsole, unterstützt durch eine Cloud und mit anderen Plattformen kompatibel. Als Betriebssystem könnte Android zum Einsatz kommen (oder vermutlich eher nicht) und “Beyond Good & Evil 2” gibt es als Exklusivtitel zudem noch oben drauf. Zudem dürfte “Zelda WiiU” der Top-Launchtitel der neuen Konsole werden (wovon ich mittlerweile tatsächlich vollkommen ausgehe und was mich persönlich etwas ärgern würde, habe ich die WiiU doch in erster Linie für eben dieses Zelda gekauft).

Wie wir mittlerweile wissen, hat sich dieser bunte Gerüchteknäuel allerhöchstens in Teilen bewahrheitet. Verwunderlich ist das nicht, schließlich haben sich die Spekulationen bereits damals vereinzelt widersprochen (oder waren schlicht und ergreifend erkennbar feuchte Fanboytagträume). Als wahr heraus gestellt hat sich letzten Endes folgendes: Die Switch ist eine technisch schockierend zurückhaltende Hybridkonsole, deren Top-Launchtitel „The Legend of Zelda – Breath of the Wild“ war. Das ergibt auf dem international anerkannten Tatsachenindex eine Trefferquote von ungefähr 33%. Immerhin!

Aus dem zuvor zitierten Artikel stammt auch folgende von mir verfasste Prognose:

Momentan gehe ich davon aus, dass die NX ebenfalls nicht leicht haben wird, da es Nintendo in den letzten Jahren (vermutlich nicht vollkommen freiwillig) gelungen ist, sich ein kleines Loch zu graben, in dem die Japaner nun sitzen und ihr eigenes Ding machen während der Rest der Welt “Call of Duty” spielt (oder “FIFA”, oder “Destiny”, oder “Final Fantasy”, oder …). Es scheint eine loose-loose-Situation zu sein: Sollte die NX technisch der PS4 und der Xbox One ähneln, werden die Absätze eher gering sein, da mittlerweile fast jeder Spieleinteressierte eine der beiden Konsolen zu Hause stehen haben wird. Ist sie ein wenig stärker, bleibt die Prognose gleich, da kaum einer eine weitere Konsole anschaffen wird, um die gleichen Spiele in ein wenig hübscher zu spielen. Macht Nintendo wiederum sein eigenes (eventuell durchaus innovatives) Ding, bleibt vermutlich erneut der Third-Party-Support aus, da es einen nicht unbedeutenden Mehraufwand bedeutet, Spiele an Nintendos Extrawürste anzupassen.

Wenig überraschend hat Nintendo nun also tatsächlich wieder einmal sein eigenes Ding gemacht und sich nicht dem Wettrüsten der Mitbewerber unterworfen. Doch was heißt das nun für die Zukunft der Switch?

ALLES MENTAL IN NINTENDOLAND?

Die bisherigen Verkaufszahlen scheinen eine klare Sprache zu sprechen: in den ersten Wochen und Monaten hat sich die Switch wie geschnitten Brot verkauft und daran scheint sich in näherer Zukunft auch nichts zu ändern. Das WiiU-Fiasko dürfte sich demnach aller Voraussicht nach schon einmal nicht wiederholen. Für’s Erste kann Nintendo also ganz entspannt durchatmen.

Diese nackten Zahlen stehen allerdings in deutlichem Kontrast zu meiner wenig optimistischen Prognose aus dem Vorjahr … eine Prognose, die ich in einigen Punkten auch weiterhin exakt so unterschreiben würde. Rein technisch ist die Switch ein Außenseiter. Die ebenfalls nicht mehr taufrischen Konkurrenzkonsolen hängen die Switch mühelos ab. Dies hat wiederum zur Folge, dass Multiplattformtitel im TripleA-Bereich vermutlich eher die Ausnahme sein werden. Zu mühsam (bzw. teilweise schlicht und ergreifend unmöglich) wäre es Hochglanzspiele auf die technischen Möglichkeiten der Nintendokonsole runter zu brechen und zu optimieren. Und sollten es einzelne Publisher dennoch versuchen: das Ergebnis wäre vermutlich deutlich hässlicher und spürbar holpriger. Daher verwundert es auch nicht, dass der größte Teil der bisher angekündigten Multiplattformtitel aus dem Indie-Bereich stammt.

Soviel zur Schwarzmalerei.

I ♥ SWITCH

Denn: trotz all meines Pessimismus liebe ich die Switch. Es würde einer faktischen Überprüfung zwar vermutlich nicht standhalten, dennoch behaupte ich, dass ich mit der Switch bisher in wenigen Monaten mehr Zeit verbracht habe als mit der WiiU im Laufe mehrerer Jahre.

Und es ärgert mich beinahe gar nicht mehr, dass ich die WiiU eigentlich bereits wegen diesem Zelda gekauft hatte!

Der enorme Umfang von „Breath of the Wild“ ist daran selbstverständlich nicht vollkommen unschuldig, größtenteils ist das allerdings der Hybridgkeit der Switch zu verdanken. In meiner persönlichen (nicht sonderlich exotischen) Lebenssituation (Arbeit und daraus resultierende überschaubare Freizeit, Freundin und nur ein Fernseher … hätten wir noch Kinder wäre alles vorbei) füllt die Switch eine Lücke, die bisher am ehesten von der PS Vita besetzt wurde (darüber berichtete ich bereits an anderer Stelle): eine mobile Spieleplattform, die mir auch dann mehr oder weniger „große“ Spieleerfahrungen liefert, wenn der Fernseher gerade nicht verfügbar ist. Da die Switch deutlich größer und in ihrer Anwendbarkeit flexibler ist, stopft sie diese Lücke allerdings noch einmal ein gutes Stück besser. Die Möglichkeit bei Bedarf blitzschnell und nahezu nahtlos das Spielerlebnis auf dem Fernsehgerät fortzuführen, ist für mich persönlich beinahe nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen (wobei ich Kirschen eigentlich überhaupt nicht sonderlich mag … es ist die Erdbeere auf dem Sahnehäubchen!).

Selbstverständlich ist mir bewusst, dass ich im letzten Abschnitt einfach nur (eventuell ein wenig umständlich) die Kernfunktionsweise der Switch beschrieben habe, aber ich kann nicht genug betonen wie toll diese tatsächlich ist. Also mache ich das auch nicht.

DER NINTENDO-ENTHUSIAST ALS UNFREIWILLIGER BUGTESTER?

Stattdessen gehe ich zum Abschluss dieses Beitrags kurz auf dessen Titel ein. In der Tat ist folgende Frage nämlich nicht vollkommen unangebracht: Ist die Switch eine Early-Access-Konsole? Hinweise darauf gäbe es zumindest zur Genüge:

  • Die Switch hat Kinderkrankheiten. Die Verbindungsprobleme des linken Joycon dürfte vermutlich das bekannteste dieser frühen Probleme sein und auch ich war davon betroffen (man muss Nintendo allerdings zugute halten, dass mein fehlerhafter Joycon flott repariert wurde … und ich bekam noch einen supertolles Mariohut-Bildschirmreiniger-Schlüsselanhänger-Ding mit dazu). Daneben gab es jedoch beispielsweise auch Probleme mit der Darstellung der verbleibenden Batterieleistung und so manch Switch verweigerte einfach so scheinbar willkürlich ihre Dienst.
  • Das Betriebssystem der Switch ist selbst mehrere Monate nach Veröffentlichung der Konsole noch ziemlich rudimentär. Es gibt keinen Browser, kein Netflix (o.ä.), kein Youtube (o.ä.), keine Möglichkeit seine Spielstände extern zu speichern und keine Virtual Console. Man kann mit der Switch Spiele kaufen und spielen … abseits davon ist momentan immer noch nicht viel möglich.
  • Das Spieleangebot ist bis zum heutigen Tag vergleichsweise überschaubar. Da ich jetzt bereits den ein- oder anderen Nintendofan laut und gequält ächzen höre (mich eingeschlossen), möchte ich diese Aussage jedoch direkt auch wieder ein klein wenig relativieren: Das Angebot an auf Hochglanz polierten AAA-Titeln ist vergleichsweise überschaubar … und besteht aus einem bunten Potpourri von Re-Releases alter Titel, vereinzelten Neuentwicklungen und Zelda (welches aufgrund seiner außerordentlichen Qualität eine Sondernennung zusteht). Die Qualität ist größtenteils hoch, die Quantität … geht so. Freunde kleinerer Spiele befinden sich allerdings bereits jetzt im Software-Himmel, denn der Switch-eShop ist hier mittlerweile reich gefüllt.

All dies ist nervig bis ärgerlich und dennoch (und hier kommt nun meine rein subjektive Meinung) fühle ich mich nicht um mein Geld betrogen. Wie bereits erwähnt: Die Switch ist bei mir oft und regelmäßig im Betrieb. Momentan dürfte sie sogar die meist genutzte Konsole in meinem Systemfuhrpark sein … wohlgemerkt allerdings im Handheld-Modus und nicht am TV.

Für manch einen die beste Erfindung seit Coffee to go: „Stardew Valley“ on the go!

Hatte ich vor dem Release noch die leiste Befürchtung, dass das gute Stück nach der Endsequenz von „Breath of the Wild“ lange Zeit nur als Staubfänger in einer Schublade durchgammeln würde, ist das Gegenteil der Fall. So hat sich gezeigt, dass die Switch in meiner persönlichen Erfahrungswelt die perfekte Konsole für kleinere Spiele oder Indie-Spiele ist. Finde ich Zeit die PS4 oder die XboxOne anzuwerfen, habe ich meist keine Lust mich mit kleinen Spielen „abzugeben“. Wenn ich mich schon vor dem Fernseher niederlasse, möchte ich von schickem 4K und DTS-Surroundsound weggeblasen werden. Auf der Switch darf es dann aber gerne auch mal „Sonic Mania“, „Shantae“, „Oceanhorn“, „Stardew Valley“ oder „Thimbleweed Park“ sein. Selbst meine längst eingerostete Begeisterung für „Minecraft“ ist erneut aufgeflammt. Und sollte das nicht ausreichen, erscheinen in Bälde mit „Mario Odyssee“, „Xenoblade Chronicles 2“ und „Skyrim“ noch einige potentielle (und in mindestens einem Fall natürlich auch wohlvertraute) Knaller.

Kommen wir zu meinen abschließenden Worten:

ABSCHLIESSENDE WORTE

Es ist natürlich von Vorteil, dass ich abgesehen von Joycon-Gate bisher keinerlei Hardwareprobleme hatte, dass ich für Netflix&Co zahlreiche Ausweichoptionen habe und dass ich momentan für andere Konsolen mehr TripleA-Spiele herumliegen habe als Zeit diese auch zu spielen … aber ich habe bisher tatsächlich nur vergleichsweise wenig zu meckern. Entgegen meiner Schwarzmalerei in der Vergangenheit hat Nintendo mit der Switch ein überraschend unterhaltsames Paket geschnürt. Es mag nicht für jeden gemacht sein, doch es ist wie für mich gemacht. Und mir persönlich ist das genug.

So!

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