Fantasy Filmfest 2017 Quick’n’Dirty

Das FANTASY FILMFEST 2017 in Berlin war durch und durch ein politisches Filmfestival. Bis gestern durfte man dort seine Stimmzettel in die Urne werfen. Genützt hat es alles nix, keiner der Filme aus dem Fresh Blood Wettbewerb konnte in den Bundestag einziehen. Stattdessen geht´s dort nun mit Fear Good Policy weiter. Aber das hat uns hier in der Blase nur bedingt zu interessieren. Wir lassieren Püree…nee, revüren Passe, verdammt nochmal, lassen Revue passieren, mein Gott! Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein randvolles Quick`n`Dirty mit Highlights des 31. FANTASY FILMFESTES. Gleich vorweg, 2017 ist ein hervorragender Jahrgang für den internationalen Genrefilm und das Programm um einiges bemerkenswerter als letztes Jahr zum Jubiläum. Darum gibt es auch die volle Wundertüte mit stolzen 15 Filmen in Kurzreviews.

 

 

 

Erstmals seit 2011 (DON’T BE AFRAID OF THE DARK) gab es endlich mal wieder einen Horrorfilm zur Eröffnung. Und was für einen! Das FANTASY FILMFEST schnappte sich die Neuverfilmung von Stephen Kings “ES”, dafür wurde sogar der deutsche Kinostart nach hinten verlegt. Als dann die ersten Reviews eintrudelten und der Film in den Staaten sensationelle 123 Millionen am ersten Wochenende einspielte, hatte man plötzlich einen Blockbuster im Programm, mit dem so keiner gerechnet hatte und den nun jeder sehen wollte. Und das, obwohl es sich um eine Kingverfilmung, ein Remake und das Zweitwerk des umstrittenen Regisseurs Andrés Muschietti (MAMA) handelte.

 

Derry im Oktober 1988. Nachdem der sechsjährige Georgie beim Spielen mit einem Papierboot in der Kanalisation der Stadt verschwand, hat sich das Leben für seinen älteren Bruder Bill von Grund auf verändert. Noch nach Monaten ist Bill auf der Suche nach ihm. Seine Freunde helfen Bill dabei und als zu ihnen auch die schöne Beverly Marsh und der afroamerikanische Mike stoßen, gründen die Außenseiter ihren eigenen Loser’s Clubs. Bald darauf begegnet jeder von ihnen seinen schlimmsten Albträumen, angekündigt durch einen angsteinflößenden Clown namens Pennywise, der alle 27 Jahre in Derry sein Unwesen treibt und auf Kinderfang geht. Der Loser’s Club will das Monster und wagt sich in die Kanalisation, wo “Es” lauert.

 

IT (Warner Bros.), ab 28. September im Kino

Nach dem desaströsen THE DARK TOWER hatte ich nicht viel Hoffnung, dass mit IT eine gute Kingverfilmung folgt. Falsch gedacht, IT ist möglicherweise einer der besten Mainstream Horrorfilme der letzten Jahre. Muschietti konzentriert sich ganz auf seinen fabelhaften Kindercast (u.a. Jaden Lieberher aus MIDNIGHT SPECIAL und Finn Wolfhard aus STRANGER THINGS), die Chemie zwischen den Kids ist hervorragend, die Atmosphäre der Achtziger Jahre ist bemerkenswert getroffen und erinnert an STAND BY ME, mehr noch an STRANGER THINGS, ohne jedoch so anbiedernd zu sein.

 

Während die Kids aus Derry reines Coming-of-Age Gold darstellen, bringen es Bill Skarsgård als Pennywise und seine Alptraumszenarien endlich mal wieder zu wirkungsvollem Leinwandhorror abseits von Jumpscares und billigen Schocks. Pennywise ist einfach grandios getroffen, obgleich ganz anders als die Darstellung von Tim Curry aus dem Jahr 1990. Insgesamt eine runde Sache und endlich mal wieder ein Mainstream Horrorfilm, der funktioniert. Teil 2 kann gern und bald kommen.

 

FAZIT:

Pennywise ist zurück, boshafter als gedacht. Erstklassiger Mainstreamhorror mit sympathischem Kindercast, einer Prise STRANGER THINGS und schaurigen Alptraumszenarien.

 

 

 

 

HOUSE OF LOVE hatte ich eigentlich nicht auf dem Schirm, doch dann flog eine Empfehlung ins Haus. Das Spielfilmdebüt des Australiers Ben Young ist ein Entführungsdrama und Serienkillerpsychogram der unangenehmsten Sorte, ein echter Tritt in die Magengrube und dennoch überaus feinfühlig.

 

Die rebellische Vicky lebt in Perth, Australien und hat Zoff mit ihrer Mutter. Viel los ist nicht in dem Kaff der Achtziger Jahre. Als sich Vicky eines Nachts heimlich auf eine Party schleichen will, begegnet sie in der Einöde einem verheirateten Pärchen, welches sie auf einen Joint einlädt. Vicky nimmt die Einladung an und die Falle schnappt zu. Denn der nette John und die freundliche Evelyn entpuppen sich als Serienkillerpärchen, die junge Frauen entführen, vergewaltigen und töten. So wird auch Vick in einem Raum an ein karges Bett gekettet und ein Martyrium beginnt. Doch Vicky erkennt rasch die Hierarchien zwischen den Eheleuten und die Qual Evelyns, die ihrem Mann hörig ist. Vicky versucht, die emotional anhängige Evelyn zu manipulieren, um zu fliehen. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit Vicky.

 

 

HOUNDS OF LOVE (Indeed Film), ab 20. Oktober auf Blu ray und DVD

HOUNDS OF LOVE ist ein extrem beklemmender Psychothriller, exzellent bebildert und grandios gespielt. Vor allem Emma Booth als Evelyn liefert eine Glanzvorstellung ab, die unter die Haut geht. Im Gegensatz zu anderen Filmen jenes Subgenres geht HOUNDS OF LOVE behutsam mit Gewalt um und lässt diese im Kopf des Zuschauers entstehen. Schockierend ist das Ganze dennoch.

 

 

Gegen Ende dreht der Film die Spannungsschraube bis ins Unermessliche, das ist keine Floskel, selten habe ich so mitgefiebert innerhalb der letzten 20 Minuten. Den ohnehin grandiosen Soundtrack krönt dann am Ende Joy Divisons “Atmosphere”. Kurzum: Ein unangenehmes Meisterwerk!

 

FAZIT:

Aufwühlendes Psychogram einer Serienkillerehe mit grandiosen Darstellern und nervenzehrenden Spannungsmomenten. Ein unangenehmes Genrehighlight des Jahres.

 

 

 

 

 

Der norwegische Regisseur André Øvreda begeisterte 2010 mit der effektvollen Fantasy Mockumentary TROLLHUNTER, nun legt er mit seinem US-Debüt THE AUTOPSY OF JANE DOE nach, ein spannendes Horrorkammerspiel mit zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern und einer liebreizenden Leiche.

 

Die Polizei entdeckt in einem Haus einen grauseligen Mehrfachmord. Noch beunruhigender ist der Fund einer unbekannten Frauenleiche, verscharrt im Keller des Gebäudes. Jene Jane Doe wird daraufhin in die Familienpathologie der Tildens gebracht, einem sympathischen Vater-Sohn-Unternehmen. Die sollen des Nachts herausfinden, was die Todesursache der Unbekannten war. Was routiniert beginnt, entwickelt sich alsbald zu einem alptraumhaften Mysterium. Hand- und Fußgelenke der Leiche sind gebrochen, die Zunge abgeschnitten, im Magen liegt ein geheimnisvoller Zettel mit mysteriösen Schriftzeichen. Allmählich wird den beiden Pathologen klar, dass sie es nicht mit einer gewöhnlichen Leiche zu tun haben. Denn es dauert nicht lang und in der Familienpathologie fängt es zu Spuken an.

 

THE AUTOPSY OF JANE DOE (Universum Film), ab 20. Oktober auf Blu ray und DVD

THE AUTOPSY OF JANE DOE gehört zur besseren Sorte pathologischer Horrorthriller, denen meist nach gelungener Einführung in die Welt der Leichenbeschauung fulminanter Blödsinn folgt. Auch THE AUTOPSY OF JANE DOE hat seine zwei Seiten. Die Leichenbeschauung selbst ist der spannendste Teil der Geschichte, wenn Fragen aufgeworfen werden, mit was man es wohl zu tun habe. Geht der Spuk dann allerdings richtig los, fällt das Spannungsgebilde meist in sich zusammen.

 

 

Zum Glück nicht bei André Øvredas Variation. Im zweiten Teil bestimmen zwar auch diverse Schreckmomente der wenig subtilen Art die Choose, aber die Grundspannung um die leblose, doch bedrohliche Leiche bleibt bis zum Schluss hoch. Getragen wird der illustre Horrorspaß von den beiden Hauptdarstellern Brian Cox und Emile Hirsch, deren Zusammenspiel ungemein Spaß macht.

 

FAZIT:

Nicht jede Leich’ is gleich. Spannendes und gruseliges Horrorkammerspiel mit bestens aufgelegten Hauptdarstellern und einem bedrohlichen Corpus Delicious.

 

 

 

 

Ausverkaufte Häuser bescherte dem FANTASY FILMFEST das deutsche Mindfuck-Anarchojuwel SCHNEEFLÖCKCHEN von Regisseur Adolfo Kolmerer und Autor Arend Remmers.

 

Und das zu Recht! SCHNEEFLÖCKCHEN haben wir bereits gebührend abgefeiert. Selten erlebt man ein so ungezügeltes und frisches deutsches Genresahnestück, deshalb muss SCHNEEFLÖCKCHEN im Quick`n´Dirty nochmal Erwähnung finden. Das Review zum FANTASY FILMFEST Highlight findet ihr hier.

 

 

 

 

 

 

Beim Toronto Film Festival wurden Kotztüten gereicht, einige Besucher fielen in Ohnmacht, Tatütata. Was ist denn da los? Alles nur PR? Gut möglich. Denn so schockierend ist RAW, ein etwas anderer Kannibalenfilm aus Frankreich, nun wirklich nicht. Dafür aber ein richtig gutes Horrorschnitzel.

 

Die bekennende Vegetarierin Justine beginnt ihr Studium an einem Institut für Tiermedizin. Doch statt friedlebenden Büffeln erwartet Justine die ganze Härte studentischer Aufnahmerituale und Tollereien. Justine erträgt es mit Fassung, wird sie doch von ihrer rabiaten Schwester Alexia an die Hand genommen. An einem Ritual allerdings kommt Justine nicht vorbei, das Verspeisen von Kaninchennieren. Trotz großer Gegenwehr muss sie die fleischliche Innerei verzehren. Mit unangenehmen Nachwirkungen. Zuerst ist da nur Übelkeit, doch während einer schwesterlichen Intimrasur fließt Blut und weckt in Justine carnivorische Gelüste. Alsbald findet die Vegetarierin Gefallen am Verzehr von rohem Fleisch, bestenfalls frisch vom Lebendspender. Ist da ein uralter Familienfluch in ihr erwacht?

 

RAW (Universal Pictures), ab 26. Oktober auf Blu ray und DVD

Warum RAW nun im Vorfeld als Ekelsplattergranate gepriesen wurde, erschließt sich mit nicht gänzlich. Denn RAW ist eigentlich ein ganz feinfühliges Filmchen mit einer wundervollen Hauptdarstellerin, ohne billige Schocks und Grenzüberschreitungen. Sicherlich sind einige Szenen heftig, doch im Kontext der Geschichte wird RAW zu keiner Zeit selbstzweckhaft oder billig.

 

In gewisser Weise erinnert RAW an IT FOLLOWS, denn er nimmt seine Hauptfigur und ihr Trauma ernst und lässt den Zuschauer langsam in einen Strudel der Ereignisse taumeln. In den Fressszenen steckt jede Menge subtiler Subtext um Sexualität und Reifeprozess, teilweise ist RAW sogar dezent witzig. Eine Coming-Of-Age-Variante von CANNIBAL HOLOCAUST ist RAW also definitiv nicht.

 

FAZIT:

Der erste Comig-of-Age-Kannibalenfilm könnte nicht weiter weg von einer plakativen Fressorgie sein und fesselt vielmehr durch Feinfühligkeit und starken Bildmetaphern.

 

 

 

 

 

Auffällig viele Coming-Of-Age-Hybriden tummeln sich beim diesjährigen FANTASY FILMFEST, so auch der im Vorfeld hochgepriesene SUPER DARK TIMES. Schauplatz des Debüts von Kevin Phillips ist eine Kleinstadt in den 90er Jahren, in der für zwei Jugendliche superdüstere Zeiten anbrechen.

 

Zach und Josh sind zwei Teenager, deren Leben aus Langeweile, Schüchternheit, versteckter Wut und Schwärmereien für Mitschülerinnen besteht. So treffen sich die Buben nach der Schule mit ihren Klassenkameraden Daryl und Charlie, um alle Facetten ihrer Adoleszenz auszuleben – Kiffen, Fluchen, Sachen kaputtmachen. Als ein Spiel mit einem Samuraischwert ausartet, verletzt sich einer der Kids tödlich an der scharfen Klinge. Die Kids verbuddeln die Leiche im Wald unter einem Laubhaufen und schwören sich Verschwiegenheit. Doch damit ändert sich das Leben der Kids von Grund auf. Wie soll man mit dem Tod eines Mitschülers klarkommen, wenn man gleichzeitig das erste Mal verliebt ist, seine Stärken gegenüber anderen austestet und den Unterschied zwischen richtig und falsch auslotet?

 

 

SUPER DARK TIMES (Indeed Film), ab 17. November auf Blu ray und DVD

SUPER DARK TIMES ist ein überaus atmosphärischer Coming-Of-Age-Streifen mit großartigen Jungdarstellern, allen voran Owen Campbell als Zach. Auch Charlie Tahan als Josh ist super, seine Figur allerdings nicht so sauber erzählt wie die von Zach. Die Wandlung, die Josh durchmacht und die SUPERD DARK TIMES am Ende in einen Genrestreifen münden lässt, überzeugt nicht in Gänze.

 

Dafür stimmt der Rest. Die Eröffnungsszene ist grandios, die 90er wurden fantastisch getroffen, toller Score, tolle Bilder und Farben. Die Tiefe ähnlich gelagerter Filme wie STAND BY ME oder DONNIE DARKO erreicht SUPER DARK TIMES nicht ganz, aber ein bemerkenswerter Film ist das Debüt von Kevin Phillips in jedem Fall. Und Elizabeth Cappuccino als Allison ist ein absoluter Hingucker!

 

FAZIT:

Das atmosphärische Coming-Of-Age Drama wandelt sich gen Ende in einen super düsteren Genremix, dem ein wenig mehr Tiefe innerhalb einer Hauptfigur gut getan hätte.

 

 

 

 

 

Wenn Musiker ins Filmfach wechseln, geht das meist in die Hose, aber wohl nur, wenn sich Sänger als Schauspieler versuchen. Andere Musikproduzenten experimentieren gern dem audiovisuellem Medium, zuletzt Quentin “Mr. Oizo” Duplieux. Nun folgt ihm Steven Ellison alias Flying Lotus nach und drehte mit KUSO einen der abgefahrensten Experimentalfilme der letzten Jahre.

 

Nachdem Los Angeles von einem Erdbeben heimgesucht wurde, hat sich das Dasein für einige Bewohner von Grund auf verändert. Befallen von Deformationen und Mutationen hangeln sich verschiedene Überlebende durch lose miteinander verbundene Kurzfilmsegmente. Da gibt es zum Beispiel einen Mann, der seine Angst vor großen Brüsten überwinden will und sich an einen Wunderdoktor wendet. Jener Wunderdoktor lebt im Darm eines normalen Arztes, tritt nach einen A-Cappella Singstück rektal zum Vorschein und schafft es mittels eines grünlich schimmernden Verdauungsendprodukt, den Mann von seiner Busenphobie zu heilen. Ein anderer Mann entdeckt am Hals seiner Freundin ein sprechendes Furunkel und erlebt mit diesem frechen Etwas eine neue Dimension seiner Sexualität.

 

 

KUSO (Shudder), ab Oktober Digital & Demand

Diese Beispiele sollten genügen, um sich einen Eindruck von KUSO zu machen? Nicht wirklich, der Rest ist noch wesentlich weirder und schwer in Worte zu fassen. Legte letztes Jahr der Film THE GREASY STRANGLER die Latte des skurrilen Ekels schon relativ hoch, hüpft KUSO da munter im Flipflop drüber.

 

Stellt euch KUSO als widerliche Variante von Michael Jacksons MOONWALKER vor, und ihr seid noch nicht mal nah dran. Hier wären Kotztüten durchaus angebracht. Kann man sowas wie KUSO nun überhaupt jemanden empfehlen? Keine Ahnung, ich steh auf solchen Scheiß, im wahrsten Sinne des Wortes, aber für eine wirklich objektive Bewertung sprengt KUSO nahezu alle Normen. Und genau deswegen muss man sich das avantgardistische Machwerk von Flying Lotus reinziehen.

 

FAZIT:

Wenn Cronenberg, Jodorowsky und TROMA die SESAMSTRASSE neu verfilmen würden, dann wäre das nicht so abgefahren wie KUSO. Das ist wirklich mal kranker Scheiß!

 

 

 

 

 

Eins meiner Highlights im Vorfeld war IT CAME FROM THE DESERT, eine lose Fortsetzung des beliebten AMIGA-Spiels aus dem Jahr 1989, Insektenhorrer um riesige Ameisen, die in der Wüste von New Mexico herumwuseln, Motorradaction, das Ganze aus Finnland – was kann da schiefgehen?

 

In der Wüste New Mexicos schlägt ein Meteorit ein und verseucht das Areal mit einem außerirdischen Organismus. Das Militär entwickelt daraus eine neue Biowaffe – riesige, hyperintelligente Kampfameisen. Doch wie das so ist, schlägt das Experiment fehl und die Viecher dezimieren die Soldatenschar. Ein paar Jahre später feiern die begeisterten Motocrossfreunde Brian und Lucas eine deftige Party in der Wüste und entdecken das alte Militärgelände. Natürlich sind die Krabbelviecher noch recht lebendig und stürmen alsbald die Outdoor-Party. Nun müssen sich die beiden Jungs zusammen mit Brians Schwarm Lisa der formicidaen Gefahr erwehren, Partygäste aus dem Bau der Königin befreien und die selbige in die ewigen Jagdgründe schicken, natürlich stilecht auf knatternden Motorrädern.

 

 

IT CAME FROM THE DESERT (Tiberius Film)

Ich bin ein großer Fan von Tierhorrorfilmen, insbesondere Ameisen haben es mir angetan, seit ich als kleiner Bub FORMICULA gesehen habe. Endlich scheint mit IT CAME FROM THE DESERT ein formidabler Nachfolger in Sicht. Aber eben nur fast. Die erste halbe Stunde pendelt zwischen grober Comedy, stereotyper Figuren und viel zu großer Ernsthaftigkeit angesichts des Gagaplots.

 

Aber dann öffnet sich der Film des finnischen Regisseurs Marko Mäkilaakso ein wenig für Selbstironie, lässt die Ameisen kichern und brabbeln inklusive Untertitel und erntet dadurch auch die größten Lacher im Saal. Mehr davon hätte dem Filmspaß sicherlich gut getan. Auch stammen die Ameisen allesamt aus dem Computer, was budgetbedingt, aber eben auch nicht so schick ist wie animatronische Lösungen. So verschenkt IT CAME FROM THE DESERT leider viel Potential.

 

FAZIT:

Sympathische Ameisenhatz in der Wüste, trifft die Atmosphäre der Spielevorlage und Klassiker wie FORMICULA, aber das geht noch effektvoller und witziger.

 

 

 

 

Australien ist ein verlässlicher Genrelieferant und australische Regisseure haben einen Faible für Survival Backwood Horror. Diesem Prinzip folgt auch KILLING GROUND, von Damien Power, der das Hinterwäldlerrad nicht neu erfindet, aber ein Händchen für beklemmende Spannung hat.

 

Das junge Pärchen Ian und Samantha wollen einen erholsamen Zelturlaub in der australischen Wildnis verbringen und den Jahreswechsel feiern, doch schnell wird das geplante Abenteuer zu einem echten Horrortrip. Unweit eines verlassenen Zeltes finden beide ein alleingelassenes Kleinkind, welches orientierungslos durch den Wald irrt, von den Eltern weit und breit keine Spur. Auf der Suche nach Hilfe treffen Ian und Samantha auf zwei dubiose Einheimische mit Gewehren und Kampfhund, doch die entpuppen sich alsbald als erbarmungslose Menschenjäger. Von da ab beginnt im australischen Busch ein nervenaufreibendes Katz- und Mausspiel zwischen Jägern und Gejagten, denn die beiden Outback Fieslinge kennen keinerlei Gnade mit ihren Opfern.

 

 

KILLING GROUND (Busch Media), ab 10. November auf Blu ray und DVD

Backwood Survival Horror ist nicht unbedingt das abwechslungsreichste Subgenre, funktioniert aber immer dann, wenn man etwas von Spannungsaufbau versteht und die Figuren nicht allzu grobschlächtig angelegt sind. Das trifft in jedem Fall auch auf KILLING GROUND zu, der zwar nicht so explizit gefilmt ist wie Genrekollege WOLF CREEK, aber ähnlich bedrückend wirkt wie EDEN LAKE.

 

Der anfangs unbequemen Atmosphäre folgt ein temporeicher Überlebenskampf, solide gespielt und formidabel gefilmt. Handwerklich gibt es am Debütfilm von Damien Power wahrlich nichts auszusetzen, wenngleich man das alles schon recht häufig gesehen hat in diesem Subgenre.

 

FAZIT:

Optisch exzellentes und überaus spannendes Backwood Survival Genrestück aus Australien, was das Rad nicht neu erfindet, aber immerhin für schweißnasse Hände sorgt.

 

 

 

 

 

 

Regisseur Nacho Vigalondo ist zurück. Nach seinem Zeitreisethriller TIME CRIMES, Segmenten der Anthologien THE ABC`S OF DEATH und VHS VIRAL und dem originellen OPEN WINDOWS überrascht der Spanier mit einem Coming-Of-Age-Monsterfilm mit cooler Story und einer tollen Anne Hathaway.

 

Gloria steht vor den Scherben ihres Partylebens. Job weg, Verlobter weg, so zieht die junge New Yorkerin zur Selbstfindungsphase in ihr Heimatstädtchen zurück. Dort trifft sie ihren alten Jugendfreund Oscar wieder, der sich als ebenso trinkfest wie Gloria erweist. Vom Alkohol kann Gloria immer noch nicht lassen, mit seltsamen Folgen. Nach einer durchzechten Nacht steht die Welt plötzlich Kopf. Im südkoreanischen Seoul taucht plötzlich ein Monster von der Größe eines Hochhauses auf, welches die Stadt zu zerstören droht. Obwohl Seoul weit weg von Glorias Heimatstadt entfernt ist, bemerkt diese eine seltsame Verbindung zwischen sich und dem Ungetüm in Südkorea. Nicht ahnend, was es bedeutet, beginnt Gloria nicht nur ihr Leben in Griff zu kriegen, sondern auch das Monster.

 

 

COLOSSAL (Universum Film), ab 01. Dezember auf Blu ray und DVD

COLOSSAL ist einfach kolossal! Auf den ersten Blick ist die Story ein verrücktes High Concept, doch dahinter steckt eine wirklich tiefberührende Metapher, die Vigalondo erstklassig zu erzählen weiß. Dabei hilft ihm natürlich die fabelhafte Anne Hathaway in einer ihrer ungewöhnlichsten Rollen.

 

Ähnlich wie SWISS ARMY MAN im letzten Jahr begeistert COLOSSAL durch eine Storymetapher, aber der Film bietet weit mehr als nur einen cleveren Plot. COLOSSAL ist ein wilder Genremix mit einer fantastisch geschriebenen Antiheldin, witzig, traurig, schräg und unwiderstehlich.

 

FAZIT:

Einer der besten Genremixe des Filmjahres. Nacho Vigalondos Coming-of-Age-Monstermetapher begeistert durch eine starke Hauptfigur, fantastisch gespielt von Anne Hathaway.

 

 

 

 

 

Um den Film IT COMES AT NIGHT gab es im Vorfeld viel Gezeter. Streng genommen hat es nichts mit dem Film selbst, sondern seiner Vermarktung zu tun. Was also erwartet man von einem Film mit dem Titel IT COMES AT NIGHT und einem düsteren Trailer um ein Haus im Wald mit einer roten Tür?

 

Wieder einmal ist die Zivilisation untergegangen, die Welt von einem Virus dezimiert. Das Schicksal trifft auch die Familie von Travis, die in einer Waldhütte leben. Als Travis Großvater an dem unbekannten Virus stirbt, kehrt dieser in seinen Alpträumen zurück. Als echte Bedrohung stellt sich allerdings ein Fremder heraus, der des Nachts in das Haus im Wald eindringen will. Travis Vater Paul überwältigt den Eindringling und stellt ihn zur Rede. Auch seine Familie lebt abseits der Zivilisation, doch Essen und Wasser gehen aus. Paul beschließt trotz großer Bedenken, dem Fremden zu helfen und seine Familie zu sich zu holen. Währenddessen muss Sohn Travis auf seine Mutter Kim Acht geben. Als der Vater mit der Familie des Eindringlings zurückkehrt, scheinen bessere Zeiten anzubrechen. Doch der Schein trügt.

 

 

IT COMES AT NIGHT (Universum Film), ab 18. Januar 2018 im Kino

Oh je, was ist da wieder los im Feuilleton? Enttäuschte Gesichter wie nach Robert Eggers THE WITCH? Ja, IT COMES AT NIGHT ist nicht wirklich ein Horrorfilm, sondern ein Survivaldrama mit Fokus auf Drama. Titel und Trailer allerdings versprechen etwas anderes, also kann man manche Enttäuschung vielleicht verstehen. Andererseits hat der Film durchaus seine gruseligen Momente.

 

Gegen Erwartungshaltungen kann man nichts machen. Unabhängig davon war aber auch ich nicht gänzlich begeistert von IT COMES AT NIGHT. Denn nicht alles kann man auf das falsche Marketing schieben. Das Script und die Inszenierung spielen definitiv mit Horrorelementen, aber sie spielen diese nicht aus. Wozu die Alpträume, das Unbekannte im Wald, die Paranoia? IT COMES AT NIGHT ist ein schwieriger Film, der einen irgendwie unbefriedigt zurücklässt.

 

FAZIT:

Intensiv gespieltes und optisch galantes Survivaldrama mit dezenten Horroranleihen, leider nicht durchgehend überzeugend und mit vielen offenen Fragen am Ende.

 

 

 

 

 

Die beiden israelischen Produktionen RABIES und BIG BAD WOLVES gehören zu meinen Highlights der letzten Filmfestjahrgänge. Umso gespannter war ich auf LAND OF THE LITTLE PEOPLE, eine Koproduktion aus Israel und Palästina, der ähnlich wie UNDER THE SHADOW vom Vorjahr eine Kriegsmetapher ist, gleichzeitig wieder ein Coming-Of-Age-Hybrid, wie viele Filme dieses Jahr.

 

Vier Jugendliche verbringen ihre Freizeitauf in einer verlassenen Militärbasis vor dem Hintergrund des israelisch-palästinensischen Konfliktes Sie jagen mit selbstgebauten Bögen und Bärenfallen nach kleinen Tieren, die sie in einer Baracke in ein tiefes Loch werfen, um mutmaßlich ein Monster im Dunkeln zu füttern. “Eat them and not us!” Eines Tages treffen die Kinds auf zwei Kriegsdeserteure, die sich in der Baracke verschanzt haben und auf eine Mitfahrgelegenheit harren. Ihrer heiligen Spielstätte beraubt beginnen die Kinder, die beiden Männer zu vertreiben, denn sie betrachten die Anlage als ihr Land. So geraten sie an eine geladene Schusswaffe, treiben die Männer in selbstgebaute Fallen und entscheiden sich schlussendlich, das imaginäre Monster im Schacht ein weiteres Mal zu füttern.

 

LAND OF THE LITTLE PEOPLE (Pluto Film)

LAND OF THE LITTLE PEOPLE ist ein schwieriger Film, der einerseits durch die fahrige Prämisse ein gewisses Spannungslevel besitzt, aber selten konkret wird. Nicht nur das vermeintliche Monster bleibt im Dunkeln, auch die Motivation der Kinder ist zum Teil schwer nachzuvollziehen.

 

Natürlich handelt es sich um eine Metapher, aber in dieser Disziplin als Genremix hat UNDER THE SHADOW aus dem Vorjahr eindeutig die Nase vorn. Auch die interessante Location wird zu wenig ausgespielt, in der ersten Hälfte gibt es Leerlauf, das Ende hingegen finde ich überaus gelungen.

 

 

FAZIT:

Eine tolle Prämisse, sehr gute Jungdarsteller und eine unverbrauchte, spannende Location, doch wirklich zünden will die Kriegsmetapher aus Israel nicht ganz.

 

 

 

 

 

Mit GAME OF DEATH erscheint ein Film, welcher wohl nur auf Smartphones ausgewertet werden soll, was immer das auch heißen mag. Grund genug, die seltene Möglichkeit wahrzunehmen, Blut, Gehirn und Matschepampe auf der großen Leinwand zu bestaunen. Vom Blutgehalt mal abgesehen, die Frage ist nun, wie kriegt man 8 Zeilen mit Filminhalt gefüllt?

 

Gelangweilte Jugendliche zwischen Facesitting und Marihuanagenuss. Plötzlich liegt da eine Art elektronisches Brettspiel. Weil grad eh alles fucking boring ist, warum nicht eine Runde GAME OF DEATH spielen? Die Regeln sind einfach, einmal begonnen muss der Counter auf dem Spielbrett mit der Zahl 24 auf Null gebracht werden. Das geht am besten, wenn man jemanden tötet. Geschieht das nicht, platzt einem Mitspieler random der Kopf in bester SCANNERS Tradition. Also raus aus der Bude und ein paar Unschuldige erschossen oder überfahren. Zwei Teenies allerdings plagt das Gewissen und so versuchen sie, das andere Pärchen im Blutrausch aufzuhalten, die sich gerade auf den Weg in ein Krankenhaus gemacht haben. Mist, noch eine Zeile übrig. Äh, Blut, Gedärm, Gehirn, ein Hund, noch mehr Blut, Gedärm…

 

 

GAME OF DEATH (Rockzeline / Blackpills)

…ach Kinder! Für so ein Zeug bin ich ja durchaus zu haben. Aber im Fresh Blood Wettbewerb? Warum? Und warum nicht SCHNEEFLÖCKCHEN? Naja, irgendjemand wird es wissen. Aus GAME OF DEATH ist allerdings kein Splatter JUMANJI geworden, obwohl Blut und Gekröse reichlich blubbern. Aber von einem “Kill or be killed” Konzept verlange ich doch wenigstens ein Minimum an Spannung und Nervenkitzel.

 

Davon gibt es in GAME OF DEATH leider überhaupt nichts. Auch technisch ist der Streifen ein Kuddelmuddel aus verschiedenen Bildformaten, jedoch wirkt alles recht willkürlich und ohne Konzept. Darstellerisch gibt´s eigentlich nichts zu meckern, die Girls sehen schnieke aus, Schauspielausbildung wird hier nicht verlangt. Das Kunstblut überzeugt dafür durchaus. Ansonsten braucht GAME OF DEATH kein Mensch.

 

FAZIT:

Willkürliche Smartphoneoptik, für einen Partyfilm zu unlustig und für ein Spiel auf Zeit und Leben und Tod zu unspannend. Dafür viel Kunstblut und hübsche Girls. Meine diesjährige Gurke.

 

 

 

 

 

Ein Mystery Horrorfilm aus Island, na immer her damit. I REMEMBER YOU von Óskar Thór Axelsson nach einem Buch von Yrsa Sigurðardóttir ist eine recht simple Geistergeschichte, die aber überaus komplex aus zwei Perspektiven erzählt wird und vor allem durch ihre Ernsthaftigkeit begeistert.

 

In einer verwüsteten Kirche wird eine erhängte alte Dame gefunden. Der Psychiater Freyr und seine Polizeikollegin gehen dem mysteriösen Fall nach, der nicht der Einzige im isländischen Norden war. Schon zuvor gab es Menschen, die in obskure “Unfälle” verwickelt waren und auf dessen Haut kreuzförmige Narben gefunden wurden. Die Spur führt zu einem kleinen Jungen, der vor Jahrzehnten verstarb und dessen Fall Freyr an seinen eigenen, verschollenen Sohn erinnert. Gleichzeit beziehen unweit des Geschehens drei junge Leute ein altes Fischerhaus, um es zu renovieren, bis plötzlich seltsame Dinge im und um das Haus herum passieren. Die Handlung wechselt zwischen dem ermittelnden Freyr und den Renovierenden und bildet eine Ereignisspirale mit beklemmenden, aber auch bittersüßem Ausgang.

 

 

I REMEMBER YOU (Concorde Filmverleih)

Mysteryfilme um Geistererscheinungen, die noch alte Rechnungen haben, gibt es wie Sand am Meer, selbst wenn die Storyanlage gelungen ist, fällt das Mysterykartenhaus meist in übererklärten Backstorys in sich zusammen. Auch betreiben die meisten Genrevertreter faulen Budenzauber mittels aufdringlicher Jumpscares und billigen Schocks. Gott sei Dank nicht I REMEMBER YOU, der das Mysterium trotz Geistererscheinungen ernsthaft erzählt und bis zum Schluss spannend bleibt.

 

Die Story ist klug verschachtelt erzählt, die Schocks sind rar gesät, dafür umso wirkungsvoller, die isländische Landschaft atemberaubend, der Score fantastisch. Auch das Ende befriedigt den Mysteryfan, I REMEMBER YOU macht mal alles richtig, wo andere Mysteryfilme schwächeln.

 

FAZIT:

Komplexer Mystery Horrorfilm aus Island in toller Kulisse, toll geschrieben, edel gefilmt und ohne billigen Effekthascherei. Bis zur letzten Minute spannend und unvorhersehbar.

 

 

 

 

Ok. Wie sag ich´s nur meinem Leser? An dieser Stelle war das Kurzreview zum polnischen Film PLAYGROUND fest eingeplant. Bis zum Samstag, als ich den Film 20:45 Uhr im Cinestar sah. Nun ist es so, ich kann nicht über PLAYGROUND schreiben. Ich habe früher bedauert, Filme wie MARTYRS nicht im FFF Kino gesehen zu haben, ich wollte dieses Kontroverse gern im Publikum erleben. Etwas ähnliches wurde auch von PLAYGROUND behauptet im Vorfeld. Nun, da ich ihn gesehen habe, ist es das erste mal in meinem filmleidenschaftlichen Leben, dass ich mir im Nachhinein wünsche, ich hätte PLAYGROUND nicht gesehen. Lässt sich nun nicht mehr ändern. Aber jetzt darüber schreiben?

 

Was ich sagen kann ist, PLAYGROUND ist in seinen Einzelteilen eine bemerkenswerte polnische Filmproduktion. Die Laiendarsteller spielen fantastisch, die Kameraarbeit ist beeindruckend, die Dramaturgie fesselnd, bis zum Schluss. Der Film endet in einer Totalen ohne Schnitt, doch diese letzten Minuten konnte ich mir nicht direkt ansehen, ich habe mich auf die oberste Bildecke konzentriert. Man kann das grenzwertig, kontrovers oder unverdaulich nennen, aber diese Worte sind zu rational. Die Emotionen dabei kann ich jedenfalls nicht in Worte fassen.

 

Möglich, dass mein Herumgeeiere jetzt neugierig macht, was PLAYGROUND nun für ein kontroverser Film sei, das beabsichtige ich aber gar nicht. Ich teile auch nicht die Anfeindungen, die das FANTASY FILMFEST Team durch die Auswahl dieses Films erdulden mussten. Ich kann den Fresh Blood Anwärter aber auch nicht mit 1 oder 6 bewerten, ich will Teile des Inhalt nicht wiedergeben, ein Screenshot posten oder ein Fazit verfassen. Am liebsten will ich PLAYGROUND einfach nur vergessen.

 

 

 

 

 

Aber die Sache hat auch etwa Gutes, so habe ich mir entgegen der Planung am Sonntag noch VIDAR, THE VAMPIRE angeschaut. Denn so konnte für mich das diesjährige FFF nicht zu Ende gehen. Und glücklicherweise ist VIDAR THE VAMPIRE eine richtig gute Horrorkomödie geworden.

 

Der 33jährige Landwirt Vidar hatte es nie leicht. Keine Freundin, auf dem Hof der bettlegrigen Mutter das Vieh hüten, jeden Abend im Playboy blättern – Vidar hat die Schnauze mächtig voll. Sein Stoßgebet nach Unabhängigkeit und Sex in Richtung Gott allerdings findet Erhörung, Jesus selbst erscheint dem Naturburschen und macht ihn irgendwie zum Vampir. Seine Auferstehung zu seiner Beerdigung schockiert nicht nur die Gemeinde, sondern auch seine Mutter. Doch so richtig gut läuft es auch danach nicht. Während Vidar sein Leid einem Psychiater offenbart, einer Selbsthilfegruppe für Alkoholkranke besucht und von seinem unstillbaren Blutdurst berichtet und weiterhin die Frau seines Lebens sucht, kommt es zum finalen Streit zwischen Vidar und dem prolligen Jesus.

 

 

VIDAR, THE VAMPIRE (UFOh!)

Für gewöhnlich sind Vampirkomödien sterbenslangweilig, weil ständig auf den gleichen Klischees herumgehackt wird. Zu den rühmlichen Ausnahmen zählte vor ein paar Jahren die Vampir Mockumentary WHAT WE DO IN THE SHADOWS, in diese Richtung tendiert auch Vampir Vidar.

 

Vidar strotzt nur so von lakonischem Sarkasmus der norwegischen Art, ein bisschen Melancholie, eine Prise Lars von Trier, jede Menge subversive Gags und Blasphemie, dazu ein fantastischer Soundtrack. Gegen Ende baut die norwegische No Budget Komödie zwar ein bisschen ab und endet ein wenig zu abrupt, insgesamt aber ist VIDAR ein beschwingtes und blutreiches Vampirvergnügen.

 

FAZIT:

Der schnodderige Vidar begeistert von Anfang an mit Blasphemie, Menstruationsblutbädern, nordischer Melancholie und tollem Soundtrack, aber endet leider viel zu unspektakulär.

 

 

 

So, wären wir durch für dieses Jahr. Ich bin’s jedenfalls. 12 Tage FANTASY FILMFEST in Berlin, ein toller Eröffnungsfilm, spannende Momente, viele gute Crossover mit Coming-Of-Age Elementen, Riesenameisen, Monstern, hübsche Frauen, Kunstblut und die schwierigste Filmerfahrung meines Lebens. So betrachtet hat mich noch kein FANTASY FILMFEST derart mitgenommen.

 

Ob das nun ein guter Jahrgang war oder nicht, ob nun zu viel Drama und zu wenig Fantasy im Programm war oder nicht, ach, darüber sollen sich andere das Maul zerreißen. Ich für meinen Teil habe nur einen Wunsch für nächstes Jahr – ein neues Plakatmotiv. Bis dahin erstmal von der Front, Eure Traumfalter Filmwerkstatt!

 

 

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Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de