Nicht schlecht

Abendstimmung im Westhafen, Wismar
Das Wetter soll die nächsten Tage schön werden. Schön für Segler!
Wir schlagen endlich die Segel an, gegen Abend ist der Wind eingeschlafen, und das macht es leichter für uns. Die Temperatur ist um 20 Uhr noch über 20 Grad, und wir beraten den morgigen Kurs  draußen im Cockpit. Die Kuchenbude ist längst abgebaut, und die Sonne setzt unseren Hafen in ein angenehmes Licht. Eigentlich ist es egal, wohin wir morgen fahren werden, wir haben ein paar Tage Zeit und möchten eh nur "bummeln" und das Segeln genießen. RASMA ist eigentlich gut vorbereitet, ein paar Kleinigkeiten stehen zwar noch an, sind aber nicht wirklich wichtig. Die Tankanzeige des Abwassertanks erzählt uns nur Unsinn, und eine Teakstufe der Badeleiter möchte ich erneuern, das Holz habe ich schon zugeschnitten.
Also wirklich nichts Wichtiges.
Wir starten gleich nach dem Frühstück und sind in der Bucht auch als Segler alleine. Die Segel haben wir noch im Hafenbecken setzen können und gleiten bei 3 Windstärken die Wismarer Bucht hinaus. Lediglich Berufsschiffe sind zunächst unsere Begegnungen. Wir bleiben neben der Betonnung außerhalb der Fahrrinne und freuen uns. Wir freuen uns, dass alles funktioniert, wir freuen uns, dass RASMA so schön läuft und wir freuen uns uns über das traumhafte Segelwetter. Gut, dass wir das nicht verpasst haben! Wir passieren die kleine Insel Walfisch und können uns so langsam Gedanken über unser Tagesziel machen. Boltenhagen und Timmendorf auf Poel scheiden schnell aus, schließlich wären wir ja dann schon in Kürze dort. Der Wind steht immer aus Süd oder max. Südwest, da bietet es sich an nach Travemünde oder Neustadt zu segeln.
In Travemünde waren wir noch nie und ich hole mir die Zustimmung für dieses Ziel von Ingrid. Sie hat nur eher negative Erinnerungen an diesen Ort, stimmt aber zu. Bei 2-4 Windstärken segeln wir die Küste entlang und können schon bald das Maritim-Hochhaus von Travemünde ausmachen und als Landmarke ansteuern. Als wir näher kommen, können wir die vielen Menschen am Strand sehen. Dort scheint richtig was los zu sein. Mittlerweile haben wir an Bord 39 Grad, Schatten gibt es nicht und die Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 muss zeigen was geht.
Es ist leider kaum zu beschreiben, aber das Segeln bei nahezu glatter See macht so viel Spass! Die Geschwindigkeit ist zwar immer "nur" so zwischen 4 und 5,5 Knoten, aber für den Saisonstart einfach nur schön. Mir geht es richtig gut!
Travemünde nähert sich.
Welchen Hafen nehmen wir. Ich möchte möglichst einen Platz ohne Schwell, wir kennen uns allerdings hier nicht aus.
Zum Glück kommt zur Zeit keine der vielen Fähren raus und wir können entspannt in die Trave einfahren.
Auf der Promenade in Travemünde schieben sich die Menschenmassen durch die Nachmittagshitze, und wir fahren langsam unter Motor am Geschehen vorbei. Dabei schauen wir beide nach möglichen Liegeplätzen für die kommende Nacht. In den Passathafen möchten wir nicht, das ist zur Zeit eine riesige Baustelle, und wir müssten auch mit der Fähre rüber in den Ort. Kurz vor Böbs-Werft finden wir etwas. Im Yachtclub Fischereihafen Travemünde ist viel Platz.
Wir brauchen allerdings sehr lange Leine zum Festmachen. Die Heckpfähle stehen sehr weit außen und sind wohl eher für "Megayachten" gedacht. Mit Geduld, Schweiß und Teamarbeit gelingt es uns RASMA ordentlich anzulegen.
Es ist immer noch sehr warm und hier im Hafen weht nur noch ein laues Lüftchen, das keine Kühlung bringt.
Wir raffen uns dennoch auf und gehen von Bord, bezahlen den Liegeplatz und bummeln durch Travemünde. Das erkennen wir kaum wieder. Vor einiger Zeit waren wir mal hier, im Spätherbst. Damals war hier alles leer und unbelebt. Nun ist das richtig voll mit Urlaubern, die Lokale sind geöffnet und gut besetzt. Wir genießen das Abendessen bei einem Italiener mit Blick auf die Passat am gegenüberliegenden Ufer.
Eigentlich bin nur noch müde, es war ein schöner Tag. Nicht schlecht dieser Saisonbeginn.

Keine Kommentare: