Freitag, 22. Februar 2013

Kai-Uwe in Amerika - Teil 4

4. Akt

Dieters Zauberkraft


Die Sonne geht auf und ich öffne langsam die Augen.

Mit schlaftrunken, verschwommenem Blick erkenne ich Dieter, der bereits wach ist und mir gegenüber auf der anderen Seite des Boots versucht Feuer zu machen.

Dazu hat er die Papiertüte, in der er die Sandwiches aus dem Flugzeug mitgenommen hatte zerrissen und die Fetzen auf den Planken des Boots ausgebreitet. Über dem Häufchen Papier lässt er jetzt seine Hände kreisen und murmelt kaum vernehmbar: „Brenne, brenne Häufchen, gönn‘ mir mal ein Päuschen“. Dann klatscht er dreimal in die Hände, starrt das Häufchen erwartungsvoll an und wiederholt die Prozedur, nachdem er enttäuscht feststellen musste, dass das Häufchen wider Erwarten kein Feuer gefangen hat.

Mit noch halb geschlossenen Augen beobachte ich Magic Dieter eine Weile und denke darüber nach, ihn einfach über Bord zu werfen.

Als Dieter meinen Blick schließlich bemerkt, stammelt er ertappt: „Wollte nur ein bisschen Feuer zaubern. Ist schließlich ja viel zu kalt hier.“

„Das hat anscheinend nicht geklappt“, bemerke ich mit süffisantem Grinsen.

„Natürlich hat es geklappt“, beteuert Dieter, „glaubst du etwa nicht an meine Zauberkunst?“

„Nein“, kontere ich schlagfertig.

„Nun, ich habe das Feuer angezündet, als du noch tief und fest geschlafen hast. Dann habe ich eines der Sandwiches über dem Feuer gebraten und mich selbst etwas aufgewärmt. Und dann habe ich das Feuer wieder gelöscht. Den Löschvorgang konntest du gerade eben miterleben“.

„Und wie kommt es dann, dass das Papier noch komplett intakt zu sein scheint?“ erwidere ich.

„Da habe ich natürlich anschließend wieder ganz gezaubert“, sagt Dieter, „ich bin nämlich ein ganz cleveres Kerlchen. Aber wenn du wirklich einen Beweis willst, dann schau dir doch einfach das Loch an, das das Feuer in unser Boot gebrannt hat“, sagt Dieter und versetzt dem Boot einen kräftigen Tritt mit seiner Ferse.

Krachend bricht das morsche Holz und Meereswasser beginnt das Boot zu füllen. Noch bevor ich begreife wie mir geschieht sitzen wir schon bis zu den Schultern im Wasser. Das Boot ist viel zu klein, als dass es den Wassermassen lange standhalten könnte.

„Dieter, ich verfluche dich“, schreie ich. „Und ich verfluche dich Schicksal! Erst übersteht das Boot den Aufprall eines dicklichen, aus mehreren Kilometern Höhe herabstürzenden Herren mittleren Alters und dann reicht ein einfacher Tritt des selbigen Herrn um die Nussschale zu versenken?“ schreie ich und verknote mir fast meine Zunge ob des komplizierten Satzbaus.

„Sorry Kumpel“, meint Dieter verschämt. „Ich denke selten nach bevor ich handle. Aber jetzt werde ich mich mal weiterzaubern“. Mit diesen Worten versinkt der kleine Dieter in den Fluten.

Ich spüre das Boot noch wenige Sekunden lang unter mir. Doch dann verliere auch ich den Kontakt und die Strömung reißt mich erbarmungslos mit sich und zieht mich gegen meinen Willen immer tiefer unter Wasser. Ich halte meinen Beutel fest umklammert, während ich versuche wieder an die Wasseroberfläche zu paddeln.

Plötzlich taucht eine Schildkröte direkt vor mir auf. Sie hat einen großen, robusten Panzer und schwimmt scheinbar mühelos durch die Strömung. Schweren Herzens lasse ich meinen Beutel los und überlasse ihn dem Meer. „Auf Wiedersehen, Hautcremes“, seufze ich und versuche dabei, nicht noch mehr Salzwasser zu verschlucken. Mit beiden Händen klammere ich mich an die Schildkröte.

Sie lässt es geschehen und zieht mich mit sich durch die Strömung. Dass ich von Zeit zu Zeit auch etwas Luft zum Atmen brauche scheint sie nicht zu stören. Wir tauchen immer tiefer und tiefer.

„Wenn sie so was im Fernsehen zeigen würden, wäre das ziemlich unglaubwürdig“, denke ich mir, „aber die besten Geschichten schreibt nun mal das Leben“.

Samstag, 9. Februar 2013

Kai-Uwe in Amerika - Teil 3

3. Akt 


Eine unerwartete Begegnung




Inzwischen ist es Februar und ich treibe noch immer in meinem Boot über den Atlantik. 

Wärmer ist es leider nicht geworden. Der Jutebeutel hängt starr vor Dreck schief von meinem Kopf herab und vermag mich kaum noch zu wärmen. Besonders meine Ohren sind schon ganz steif gefroren. Auch meine Kokosnussvorräte gehen langsam aber sicher zu Neige. Glücklicherweise habe ich noch genügend zu Trinken an Bord. Das kleine Fässchen, das ich mir aus Palmenholz gebastelt habe, erweist mir Tag für Tag gute Dienste (um hier mal zu erklären wie ich überhaupt Wasser mit an Bord nehmen konnte).

Ich schippere also gerade gemütlich und vollkommen orientierungslos über den Atlantik, als auf einmal mit einem lauten Knall ein kleines, dickliches Männlein vom Himmel herab in mein Ruderboot fällt.

Erstaunt lasse ich ein Paddel ins Wasser fallen und kann gerade noch verhindern, dass es einem vorbeischwimmenden Walfisch auf den Kopf fällt (daher also der starke Wellengang - zum Glück ist der gleich weitergeschwommen). Ich mustere entgeistert das sich langsam aufrappelnde Männlein.

„Mein Name ist Dieter“, sagt es.

„Na toll“, denke ich mir, sage aber nichts, sondern starre Dieter mit meinem Denkerblick (starke Speichelbildung bei leicht geöffnetem Bund – Herr Rodin möge mir verzeihen-) an.

„Ich komme von oben“, sagt Dieter bedeutungsschwanger.

„Von Gott?“, frage ich. „Erst wirst du über Bord geworfen und dann kommst du direkt vors Jüngste Gericht. Und alles nur wegen etwas Tee“, fluche ich still in mich hinein.

„Nein, nicht von Gott. Aus dem Flugzeug!“, schmunzelt Dieter, „ich dachte eigentlich, ich müsste sterben, als das Flugzeug abstürzte. Aber dann bin ich einfach rausgesprungen, eine Weile gefallen und jetzt sitze ich hier. Ich hoffe mein Besuch kommt nicht zu überraschend.“

„Naja, etwas schon, aber Überraschungsbesuche sind mir die liebsten“, erwidere ich, während sich mein Blick auf die abgepackten Flugzeugsandwiches in Dieters Hosentasche richtet. „Und zu Essen bringst du mir also auch etwas mit“, bemerke ich freudig.

„Na klar“, erwidert Dieter. „Bevor ich aus dem Flugzeug gesprungen bin habe ich mir gedacht, nimm lieber ein paar Sandwiches mit. Was machst du sonst, wenn du in ein Ruderboot hineinplumpst und der Kapitän Hunger hat?“

„Kapitän…“, wiederhole ich geschmeichelt. Vielleicht war Dieter ja doch ganz in Ordnung. Doch dann beginne ich über den ganzen Vorfall nachzudenken und frage Dieter: „Hast du denn in keinem Moment befürchtet einfach ins Meer zu fallen, zu ertrinken und von einem großen Hai gefressen zu werden?“.

„Nein“, antwortet Dieter.

„Aber du wirst ja wohl zugeben müssen, dass die Wahrscheinlichkeit beim Sprung aus einem abstürzenden Flugzeug ums Leben zu kommen höher ist als die Wahrscheinlichkeit in ein Ruderboot zu stürzen und diesen Sprung erstaunlicherweise zu überleben ohne das Boot zu versenken!“ „Jetzt habe ich es ihm aber gegeben“, denke ich mir.

„Aber nein, wieso denn? Habe ich das denn noch gar nicht erwähnt? Ich bin doch Magier!“, ruft Dieter.

„Na toll, ein Spinner“, denke ich im Stillen. „Die Reise wird ja immer lustiger“, zische ich ihn mich hinein, doch anscheinend auch hinaus, denn Dieter fragt leicht verstört:

„Was soll denn das jetzt wieder heißen?“

Ich schüttle nur konsterniert mit dem Kopf.

„Magic Dieter… Wieso immer ich?“

Dienstag, 29. Januar 2013

Kai-Uwe in Amerika - Teil 2

2. Akt

Gut Ding will Weile haben


Ich wache auf. Unter mir rauscht das Meer. Rhythmisch klatschen die Wellen gegen den Bug des Bootes. Nach meinen diversen Abenteuern in ganz Europa treibe ich nun also in dieser Nussschale in Richtung Amerika. Ich denke zurück an die vergangenen zwei Jahre und kann gar nicht glauben, wie lange ich mich jetzt schon herumtreibe. Als ich in Portugal erfahren hatte, dass Schiffe nach Amerika nur von England aus fahren, habe ich meine Hautcremes gesattelt und mich nach Southampton aufgemacht.


Das war irgendwann im Dezember 2011. Völlig durchgefroren kam ich am Hafen in Southampton an. Schiffe so weit das Auge reicht. Kleine, große, alte, neue… Doch ein Schiff hatte es mir besonders angetan. Dichte Rauchschwaden stiegen aus dem Schornstein und brachten meine Augen zum Tränen. Schnell träufelte ich mir etwas Blaubeertropfen aus meinem Koffer in die Augen, um den Schmerz zu lindern und das Schiff näher zu betrachten.


Eigentlich war es weniger ein Schiff. Der rostige, unförmige Metallklumpen, dessen Konturen sich nun langsam in meinen geplagten Augen abzeichneten, glich vielmehr einem Schwan. Oder war es doch ein Delfin? Ich fühlte mich wie beim Bleigießen. Und dieses Teil kann schwimmen? Frage ich mich. Gebannt vom Anblick des Schiffes schlich ich mich still und heimlich an Bord, als mir einfiel, dass ja vermutlich nicht alle Schiffe direkt nach Amerika fahren. Und tatsächlich: auf einem kleinen, rostigen Blechschild stand es geschrieben: „Verlassen Sie sofort das Schiff! Wir fahren NICHT nach Amerika“. Da hatten sich 13 Jahre Schule wohl einmal mehr gelohnt – Lesen konnte ich immerhin. Schnell verließ ich das Schiff und sucht weiter nach einer Mitfahrgelegenheit nach Amerika.


Irgendwann habe ich dann tatsächlich auch noch ein Schiff gefunden, bin hochoffiziell mit an Bord genommen worden und als Küchenhilfe genau elf Tage mit an Bord gewesen.


An besagtem elften Tag habe ich mich leider mit dem Küchenchef zerstritten – er wollte partout keinen Rooibostee zu den Mahlzeiten servieren. Als ich deshalb heimlich den Grog der Matrosen mit wohltuendem Tee ersetzt hatte war zwar ihre Gesundheit – insbesondere die gemeine geschundene Matrosenleber -, nicht jedoch ihre Seele von meiner Tat erquicket. Man packte mich kurzerhand bei den Füßen und schleuderte mich über Bord.


Ein letzter Funken Anstand musste dennoch in ihnen verblieben sein. So warfen sie wenigstens den Koffer hinter mir her. Erleichtert über die Rettung meiner Hautcremes klammerte ich mich an ihm fest und fiel in einen tiefen Schlaf.


Als ich erwachte befand ich mich auf einer kleinen, einsamen Insel.


Dort saß ich dann eine Weile fest. Es ist zwar nichts weiter passiert, der Aufenthalt war aber trotzdem angenehm und erholsam. Ich konnte mich sogar im Sommer dank meiner Sonnenschutzcreme mit Lichtschutzfaktor 40 einige Minuten an den Strand legen.


Vorgestern hat mir dann das Schicksal ein kleines, verwittertes Ruderboot auf die Insel geschwemmt. Also habe ich meinen Koffer, sowie genügend Kokosnüsse und Wasser für die nächste Zeit in das Boot gepackt und bin wieder losgefahren.


Und hier sitze ich jetzt.


Um mich gegen die Kälte zu schützen trage ich einen Jutebeutel auf dem Kopf. Ein Sackmesser habe ich immer noch nicht.


Es ist Januar 2013

Sonntag, 27. Februar 2011

Zeitprobleme

Eigentlich wollte ich heute den zweiten Teil meiner Fortsetzungsgeschichte online stellen.
Leider war diese Woche sehr stressig und ich bin kaum zum Schreiben gekommen.
Da ich euch hier keinen drittklassigen Text präsentieren will, verschiebe ich die Veröffentlichung des zweiten Teils noch ein bisschen nach hinten.
Ich hoffe ihr habt dafür Verständnis.
Voraussichtlich werde ich es aber irgendwann in der nächsten Woche schaffen.
Ich bin zuversichtlich:-)

Freitag, 18. Februar 2011

Kai-Uwe in Amerika - Teil 1

Kai-Uwe in Amerika

Ein Drama in ______ (endgültige Zahl bitte hier eintragen) Akten

1. Akt:

Aufbruch


Mein Name ist Kai-Uwe. Meine Eltern, die ich mein ganzes Leben lang für diesen Namen verflucht habe, konnten sich einfach nicht zwischen zwei völlig unverfänglichen Vornamen entscheiden. Kai. Naja, was soll man sagen. Kai ist doch ein vollkommen akzeptabler, durchschnittlicher Name für ein Kind. Und Uwe… naja… Uwe klingt zwar etwas altertümlich, aber wenigstens schwingt im Klang des Namen Uwe nicht dieses Waldorfschulenflair mit. Aber gut, Kai-Uwe sollte es also sein. Gott weiß, was in den Köpfen meiner Erzeuger, die übrigens bis heute der festen Überzeugung sind, dass sie mir mit diesem Namen den größten Gefallen überhaupt taten, damals vorging.


Meine Kindheit verlief dann auch so, wie sich der Otto Normalverbraucher die Kindheit eines Kai-Uwes so vorstellt. Ich bekam jede Menge Holzspielzeug, mit dem ich, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, im Laufe meiner Kindheit diverse Fenster und Fernsehbildschirme zerschmetterte, Tapeten von der Wand abschabte und meine Kindergärtnerin mit einer Platzwunde und einer Gehirnerschütterung versah. Ich lernte, meinen Namen sowohl in Schreib- als auch in Druckschrift zu tanzen, spielte mit meinem Meerschweinchen Heinz-Peter (wieder ein Vorschlag meiner Eltern) Crocket in unserem Schrebergarten (Heinz Peter war ein vorzüglicher Ball, der leider viel zu früh von uns ging) und entdeckte meine Leidenschaft für die Malerei (vornehmlich zeichnete ich Strichmännchen auf Großmutters selbst gehäkelte Tischdeckchen). Kurzum, meine Jugend war die vermutlich glücklichste Jugend, die ein Kai-Uwe jemals auf dieser Erde (ach, was sage ich: in unserem Sonnensystem) erlebt hat… Wobei ich bezweifle, dass das Phänomen Kai-Uwe auch außerhalb des deutschsprachigen Raums im Universum Verbreitung gefunden hat. Im Laufe meiner Jugend besuchte ich verschiedene Bildungseinrichtungen. Die da waren (geordnet in chronologischer Reihenfolge): der Kinderhort, der Kindergarten, die Grundschule, das Sommercamp für Hochbegabte Cellisten und das städtische Gymnasium, in dem mir gestern mein Abiturzeugnis überreicht wurde.


Und jetzt sitze ich im Flur meines Elternhauses. Meine Koffer sind gepackt, ich trage mein bestes Hemd und meine dunkelgrüne Schirmmütze mit dem Blümchenmuster. Eine Hose habe ich natürlich auch an. Es ist 4 Uhr früh.


Ich habe lange überlegt, wie es nach meinem Abschluss weitergehen soll. Ein sofortiges Studium kam für mich nie in Frage, auch wenn ich meinen Eltern seit zwei Wochen vorgaukle, dass ich mich schon für das BWL-Studium eingeschrieben habe. Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, einfach wegzufahren. Nach London oder so. Irgendwo, wo es groß ist. Normalerweise mag ich sowas ja gar nicht, aber warum nicht mal was verrücktes ausprobieren.


Gestern habe ich mich dann entschieden. Ich werde morgen aufbrechen, noch bevor jemand aufwacht. Einfach weg. Jetzt ist morgen und meine Knie werden immer weicher. In meiner rechten Hand halte ich die Tasche. Von Sekunde zu Sekunde fühlt sie sich schwerer an. Ich habe alles reingetan, was mir irgendwie sinnvoll erschien: Wäsche für eine Woche, alles Geld, das ich in der Wohnung finden konnte (97,59€ - habe dreimal nachgezählt) ein kleines Zelt, einen Schlafsack, meinen Teddybären und diverse Hygieneartikel (darunter drei Hautcremes auf pflanzlicher Basis – meine Mutter sagte immer: „Verreise nie ohne mindestens zwei Hautcremes auf pflanzlicher Basis“, ich gehe auf Nummer sicher).


Ich spüre den Türgriff in meiner Hand. Er ist kalt und rau, wirkt aber auf eine seltsame Weise vertraut. Ich drehe mich ein letztes Mal um, lasse meinen Blick durch den Flur schweifen, zucke mit den Schultern und verlasse das Haus. Fast lautlos fällt die Tür hinter mir ins Schloss.


Dann mal los.



Fortsetzung folgt nächste Woche.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Coming up!

Ich wünsche einen wunderschönen Nachmittag.
Habe mir heute überlegt, dass ich in der nächsten Zeit eine kleine Fortsetzungsgeschichte namens "Kai-Uwe in Amerika" veröffentlichen werde.
Voraussichtlich morgen, werdet ihr den ersten Teil bewundern können;-)
Ich wünsche gute Unterhaltung.
Der Autor

Mittwoch, 16. Februar 2011

Morgen

Der Wecker klingelt. Ich stehe auf. Lange. „Wie kann man lange aufstehen?“, frage ich mich.
„Wieso frage ich mich?“, frage ich mich.
Ich bin sowieso der Meinung, die Leute sollten nicht sich fragen, sondern irgendjemand anderen, der vielleicht auch wirklich Antworten auf diese Fragen geben könnte. Gott zum Beispiel… oder die Frau auf Astro TV.
Ich meine, entweder man weiß Bescheid, oder nicht. Ich persönlich bin einem Problem noch nie auf den Grund gegangen, indem ich mich selbst etwas gefragt hätte. Aber genug davon.
Ich bewege mich also langsam aus meinem Bett, stolpere über einen Wäschehaufen, den ich eigentlich seit zwei Wochen wegräumen wollte und krache ungebremst mit dem Kopf auf den Boden. „Wieso habe ich den Haufen eigentlich immer noch nicht weggeräumt?“, frage ich mich.
Mit großer Anstrengung gelingt es mit, mich wieder in senkrechte Position zu begeben. An die Kriechtiere unter den Lesern: Üblicherweise pflege ich, mich auf zwei Beinen fortzubewegen.
Ich schüttle meinen Kopf, um eine merkwürdig riechende Unterhose, die den Weg an mein Ohr gefunden zu haben scheint, auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen.
Ich begebe mich in die Dusche. Überraschenderweise geht der Duschvorgang ohne größere Zwischenfälle vonstatten. Als ich zur Zahnbürste greife, bemerke ich, dass der Akku schon wieder entladen ist. Dieser ganze technische Schnickschnack ist eindeutig überbewertet. Mit ungeputzten Zähnen und starkem Mundgeruch, begebe ich mich Richtung Auto. „Wird schon keiner so genau hinriechen.“
„Wo habe ich eigentlich die Schlüssel gelassen?“, frage ich mich, während ich an der Autotür rüttle.
Morgen.