Im Notfall richtig Druck machen

News: Medizin

Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. rer. nat. Marcus Mau.

Der plötzliche Herztod kommt gar nicht so selten vor, wie allgemein geglaubt. Jedoch werden noch immer zwei Drittel der Fälle nicht sofort reanimiert. Bis der Notarzt eintrifft, vergehen wertvolle Minuten, welche in dieser Notlage über Leben und Tod entscheiden. Dabei ist die Laienreanimation eigentlich kinderleicht zu erlernen und umzusetzen.


Rechtzeitige Herz-Lungen-Wiederbelebung kann Leben retten!
(Quelle: fotoART by Thommy Weiss  / pixelio.de)


Die aktuellen Statistiken zeigen es deutlich: In Deutschland bekommen nur circa 31 % der von einem Herzstillstand betroffenen Menschen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte eine sogenannte Laienreanimation. Diese kann jedoch das Leben retten, ist einfach zu lernen und kann sogar von Kindern erfolgreich angewendet werden.

Ein Familienangehöriger oder jemand vor Ihnen in der Warteschlange an der Supermarktkasse bricht unerwartet zusammen. Puls und Atmung setzen aus. Ein solches Szenario kann jedem von uns zu jeder Zeit passieren. Die Profis, wie z. B. Ärzte und andere Mitarbeiter des Gesundheits- sowie des Rettungswesens, wissen in einer solchen Situation schnell zu reagieren. Doch wie gut kennen sich medizinische Laien mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen aus?

Oft scheuen die Menschen sich aus den verschiedensten Gründen, als Lebensretter tätig zu werden. In der Folge setzt die Herz-Lungen-Wiederbelebung häufig viel zu spät ein, und der betroffene Mensch verstirbt. Bereits fünf Minuten nach einem Herzstillstand wird das menschliche Gehirn irreversibel geschädigt. Schuld daran ist der Sauerstoffmangel infolge der fehlenden Blutzirkulation.

Wir alle müssen uns zudem von dem weit verbreiteten Irrglauben freimachen, dass die Rettungskräfte innerhalb von fünf Minuten nach dem Absetzen eines Notrufes an Ort und Stelle sein werden. Dies ist ein Trugschluss, der am Ende ein Menschenleben kosten kann.

Richtig Druck machen

Aktuelle Studien zeigen eindrucksvoll, was eine umgehend eingeleitete Laienreanimation im Ernstfall bewirkt: Zwei- bis dreimal mehr Betroffene überleben so ihren Herzinfarkt! Häufig haben wir Angst, dass wir etwas falsch machen könnten und so wird die Reanimation zu zaghaft oder überhaupt gar nicht durchgeführt. Doch der einzige Fehler ist wirklich, nichts zu tun. Vereinfacht gesprochen gilt: Jeder Druck aufs Herz kann in dieser Situation Leben retten!

In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies zum Beispiel, dass bei 8 mm bis 30 mm Drucktiefe die Chance des Patienten, lebend ein Krankenhaus zu erreichen, auf etwa 10 % steigt. Bei einer Kompressionstiefe von 51 mm bis 60 mm steigt diese Chance sogar auf 50 %. Daher gilt unter Fachleuten, in der Hauptsache kräftig drücken!

Prüfen, Notruf, Drücken - einfacher geht es nicht

Kindern fällt es besonders leicht, Neues zu lernen. Daher gab es in Deutschland seit 2006 in jährlicher Folge zahlreiche Programme und Reanimationstrainings an Schulen. In Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen gehört die Laienreanimation bereits fest zum Lehrplan.

Eigentlich sollte das deutschlandweit gelten, wie vor einigen Jahren schon von der Kultusministerkonferenz der Länder beschlossen wurde. Jedoch ist das Programm noch immer nicht flächendeckend umgesetzt. Eine aktuelle Studie zeigte aber kürzlich, dass jedes Schuljahr nur zwei Stunden Auffrischung genügen, damit Kinder ab 12 Jahren erst zu kleinen und später dann hoffentlich zu großen Lebensrettern werden.

Der Ablauf der lebensrettenden Laienreanimation ist im Übrigen tatsächlich kinderleicht:
  1. Prüfen (d. h. Ansprechbarkeit, Atmung und Herzschlag kontrollieren),
  2. Notruf unter 112,
  3. Reanimation nach dem 30:2-Schema (30 Herzdruckmassagen : 2 Beatmungen).

Quelle:
Sitzung des Tagungspräsidenten „Epidemiologie – plötzlicher Herztod“, 83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 2017 in Mannheim

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