Kirchentag 2017 – Steigert Religiosität das Glücksempfinden?

Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag fand vom 24. bis 28. Mai 2017 in Berlin und Wittenberg statt und der Leitspruch für den Kirchentag 2017 lautete „Du siehst mich“ (1 Mos 16,13 LUT). Die Glücksforschung zeigt, dass Glauben wichtig ist für die allgemeine Zufriedenheit – welche Konfession spielt hingegen keine Rolle.

Schon die Ökonomen und Philosophen der klassischen Nationalökonomie Adam Smith, John Stuart Mill und David Ricardo betonten die Wichtigkeit von Institutionen für die Wirtschaft und für die Zufriedenheit der Bürger. Die Daten des Sozio-ökonomischen Panels zeigen, dass Bürger, die einer Religionsgemeinschaft angehören, im Durschnitt eine höhere Lebenszufriedenheit angeben als Konfessionslose. Psychologen erklären die positive Wirkung von Religiosität damit, dass Glauben die Fähigkeit fördert, positive Erfahrungen zu machen.

Der Anteil der hoch zufriedenen Bürger in Deutschland ist unter Protestanten (57 Prozent) und Katholiken (56 Prozent) größer als unter den Konfessionslosen (51 Prozent) (Abbildung). Da jedoch vor allem in den ostdeutschen Bundesländern viele Menschen ohne Konfession leben und hier auch eine geringere Lebenszufriedenheit angegeben wird, könnten die Unterschiede auf den Wohnort zurückzuführen sein. Bei simultaner Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren wie dem Wohnort geht die Zugehörigkeit zu einer der beiden großen christlichen Religionsgemeinschaften nicht mit einer höheren Lebenszufriedenheit einher: Zufrieden sind meist Menschen mit einer Erwerbstätigkeit, guten Gesundheit, einem Ehepartner, Freunden und einer vertrauensvollen Persönlichkeit.

Abbildung

Religiosität und Lebenszufriedenheit

Anteile in Prozent1

 


1) In Klammern: Anteile der gewichteten Bevölkerungsstichprobe in Prozent. Niedrig: Personen mit Zufriedenheitswert von 0 bis 2, mittel: Personen mit Zufriedenheitswert von 3 bis 7, hoch: Personen mit Zufriedenheitswert von 8 bis 10.

Daten: SOEP v32 2017 (23.746 Befragte)

Quelle: IW Köln

 

Mara hat nach ihrem Diplomstudium in VWL in Bonn ihre Doktorarbeit zu Verhaltensökonomik und Experimenteller Wirtschaftsforschung an der Bonn Graduate School of Economics und auch für einige Monate in New York an der Columbia University geschrieben. Seit 2013 arbeitet sie im Kompetenzfeld Verhaltensökonomik und Wirtschaftsethik im Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Analyse verhaltensökonomischer Erkenntnisse für Unternehmen und Staat, der Lebenszufriedenheit und des Vertrauens.