Auf Pelletbetrieb umgerüstete Kohlekraftwerke haben einen schier unerschöpflichen Biomassehunger!

Erneuerbare Energie Förderpolitik in der Sackgasse

Mit viel Applaus werden stets neue Förderrichtlinien begleitet, welche das Ziel verfolgen unseren Planeten etwas nachhaltiger zu gestalten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass das politische Establishment gerne die Nutzung von Holzpellets als einen dieser Wege zu einer besseren Zukunft postuliert. Mit großzügigen Förderungen werden Umstellungen und das Betreiben von Holzpelletverbrennungen für die Energiegewinnung bedacht.

Energy. Pellets on the table
Holzpellets – Biomassebrennstoff für automatische Beschickung bestens geeignet!

Doch was ist aus diesem, prinzipiell richtigen, Grundgedanken geworden?

Kraftwerksbetreiber werden grün und produzieren Ökostrom aus Holzpellets!

Klingt seltsam? Ist es auch!

Tatsache 1: Es ist längst bekannt, dass wir ein großes Problem haben mit dem Raubbau, den wir an unserer Mitwelt seit Jahrzehnten praktizieren. Das Ergebnis ist, dass sich das Klima radikal zu unseren Ungunsten ändert und wir lediglich durch ambitionierte Verhaltensänderungen zumindest eine Abschwächung dieser radikalen Veränderungen bewirken können. Ein unumstrittener Ansatz ist, dass wir die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern schnellstmöglich beenden müssen!

Tatsache 2: Alle Maßnahmen, die wir setzen, müssen nachhaltiger Natur sein. Das bedeutet, dass wir endlich beginnen müssen, nicht auf Kosten nachkommender Generationen zu wirtschaften. Denn genau dieses gnadenlose Wachstumsdenken hat viele der akuten Probleme unserer Gegenwart bewirkt. Unser Wirtschaftssystem basiert auf den Grundfesten der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit entstand das Wachstum auf Kosten der Kolonien (Rohstoffe wurden billig aus den Kolonien importiert, in den Industriestaaten veredelt und teuer zurück in die Kolonien exportiert – diese Differenz stellte das satte Wachstum dar). Heute leben wir in einer global vernetzten Wirtschaft. Daher gibt es (zumindest sollte es so sein – Ausnahmen bestätigen leider die Regel!) keine Region auf dieser Erde, auf dessen Kosten Wachstum passieren kann (mit Ausnahme des Raubbaues der an der Natur und auf Kosten künftiger Generationen passiert!). Daher wird einfach durch die Fiskalpolitik Wachstum mittels Geldmengen generiert, da Wachstum durch Wertschöpfung bereits an seine Grenzen gestoßen ist. Da, wie eingangs erwähnt, nach wie vor das Credo des Wachstums als Lösung aller Probleme von vielen Volkswirten gepredigt wird, fahren wir mit unverminderter Geschwindigkeit auf eine unbewegliche Wand zu …

… doch das ist eine andere Geschichte! Kommen wir zurück zur Förderpolitik, die das Ziel verfolgt, die erneuerbaren Energien zu forcieren …

Die Nutzung erneuerbarer Energien ist etwas Tolles! Und bei schneller Betrachtung kann das durchaus ein Schritt, von vielen weiteren Schritten, in die richtige Richtung sein. Daher hat auch die Europapolitik richtig erkannt, dass dieses Thema durchaus förderungswürdig ist!

Doch was ist aus diesem richtigen Grundgedanken geworden?

Wie so oft in der Vergangenheit wurde durch sehr erfolgreiches Lobbying eine prinzipiell gute Sache zu einem Fiasko! Die Nutznießer dieser Biomasseförderung sind nunmehr große Energiekonzerne, die Ihre Kohlekraftwerke auf Pelletbetrieb umstellen und dafür richtig viel Fördergeld erhalten!

Wer nun denkt, das sei doch eine sehr gute Idee, vergisst bei seiner Betrachtung den Nachhaltigkeitsgedanken! Eine nachhaltige Biomassenutzung funktioniert im Sinne dieser Idee aber nur in regionalen, kleinen Maßstäben. Da sind die Transportwege kurz, die Wertschöpfung bleibt in der Region, Arbeitsplätze werden gesichert und die Natur nachhaltig geschützt!

Auf Pelletbetrieb umgerüstete Kohlekraftwerke haben einen schier unerschöpflichen Biomassehunger!
Auf Pelletbetrieb umgerüstete Kohlekraftwerke haben einen schier unerschöpflichen Biomassehunger!

Aber durch Umrüstung großer Kohlekraftwerke von Kohle auf Pellets schießt plötzlich der Pelletbedarf in Sphären, die regional nicht abgedeckt werden können, da die kleinstrukturierte Bereitstellung hierfür überfordert ist. Das Ergebnis ist geradezu schockierend und stellt auch die ganze Biomasseentwicklung unter ein schiefes Licht, da für den immensen Energiebedarf dieser Kraftwerke Pellets aus den großen kanadischen Wäldern über den Atlantik angeliefert werden müssen. Wenn man nun anhand solcher Beispiele die Biomassenutzung betrachtet, muss man richtigerweise sagen, dass man den Bock zum Gärtner gemacht hat und das Gegenteil von dem erreicht hat, was die Idee dahinter war.

Wann endlich beginnen Politiker, die Entscheidungen für die Zukunft der ganzen Menschheit fällen müssen, ihren gesunden Hausverstand einzuschalten und sich bei all ihren Entscheidungen zu fragen: „Ist meine Maßnahme wirklich nachhaltig?“ Falls der gesunde Hausverstand in der Politik nicht entsprechend ausgeprägt ist, wären da immer noch NGOs, die in der Regel einen Blick über den Horizont einer Legislaturperiode hinaus sicherstellen!

Mein Tipp an die Politik: Bei Entscheidungen, welche weitreichende Konsequenzen haben und deren Auswirkungen direkten Einfluss auf unsere Mitwelt haben, sollten nicht nur Vertreter gewinnmaximierender Konzerne als Experten zurate gezogen werden!

Herzlichst Ihr Martin Scheibelhofer

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