Königreiche und Bauernhöfe

Wir fahren weiter querfeldein durch die europäische Wappenwelt und begeben uns diesmal in die Niederlande, nach Belgien und ins kleine Luxemburg, drei Staaten, die kurz als Benelux zusammengefasst werden. Hier erwarten uns herrschaftlich-königliche Wappen mit Burgen und Rüstungen neben landwirtschaftlich geprägten Wappen aus Tier- und Pflanzensymbolen.

Benelux Wappen

Majestätisch

Da dies immerhin schon der achte Teil von „Spaß mit Wappen“ ist, wage ich zunächst einen kleinen Blick zurück und fasse noch einmal die wichtigsten Fakten rund um Wappen zusammen: Die Nutzung von Stadt- und Gemeindewappen, wie wir sie heute kennen, geht auf das Rittertum im Mittelalter zurück. Im 12. Jahrhundert waren die Ritterrüstungen vor allem durch das Aufkommen des geschlossenen Topfhelms so undurchschaubar geworden, dass sich Freund und Feind gar nicht mehr auseinanderhalten konnten. Daher wurden an den Rüstungen Wappen angebracht. Ein Wappen besteht immer aus einem Schild, das mit Farben, Mustern und Figuren verziert ist. Die Wappenkunst im Ganzen wird als Heraldik bezeichnet.

Fünf Benelux Wappen

Wappen von Steinfort

Wappen aus Benelux: Wappen Steinfort Steinfort in Luxemburg mag nur etwas mehr als 5000 Einwohner haben, aber das Wappen spricht für Größe und Standfestigkeit. Ich meine, sieben Burgtürme auf einem Wappen ist schon beeindruckend. Damit zeigt der Ort sehr deutlich, dass er sich nichts gefallen lässt. Viel Glück bei dem Versuch, Steinfort zu erobern, das kann nur scheitern! Ich weiß offen gestanden herzlich wenig über Steinfort, aber in der Region, in der dieser Ort liegt, dessen Nähe zum Meer im Wappen ebenfalls Ausdruck findet, gibt es einige mittelalterliche Bauwerke. Allerdings nicht sieben auf einen Streich. Ganz allgemein sind Burgen auf Wappen ein Symbol für Stärke und Wachsamkeit.

Wappen von Bilzen

Benelux Wappen: Wappen von BilzenDas Wappen der belgischen Gemeinde Bilzen ist ein schönes Beispiel für die klassische Zweiteilung. Die rechte Hälfte und die linke Hälfte des Wappens haben eigentlich gar nichts gemeinsam, weder farblich noch symbolisch. Mit den fünf roten Streifen auf gelbem Grund verweist die linke Seite auf die Provinz Limburg, in der Bilzen liegt. Die rechte Seite zeigt uns einen komplett grünen Baum auf einem ebenso grünen Hügel. Es handelt sich um einen so genannten „aufgewachsenen Baum“, was bedeutet, dass er fest auf dem Boden steht und sein Wurzelwerk nicht zu sehen ist. Er wird außerdem nicht mit Früchten dargestellt. Der Baum ist im Wappenwesen ein vielfältig zu interpretierendes Symbol, das sowohl einfach auf die Landschaft der Region verweisen, als auch Stärke und Alter ausdrücken kann.

Wappen von Heerde

Benelux Wappen: Wappen von heerdeEin Ort namens Heerde, der gleich mehrere, quasi eine kleine Herde, Tiere im Wappen hat. Dabei ist Heerde nicht einmal das niederländische Wort für Herde, soweit ich weiß. Heerde ist eine niederländische Gemeinde nahe der Veluwe, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet des Landes. Das Wappen mit seinen landwirtschaftlichen Symbolen zeugt von der Vergangenheit der Region als einst sumpfiges Land, das von Bauern und Mönchen nutzbar gemacht wurde. Die Farben Gold, Rot und Blau finden sich neben dem Wappen außerdem in der Flagge von Heerde wieder.

 

Wappen von Lommel

Benelux Wappen: Wappen von LommelWieder zurück nach Belgien, in die Stadt Lommel. Auch deren Wappen zeigt Bock auf Landwirtschaft. Wir sehen zwei Schafe, zwischen denen ein Baum aufragt, der eindeutig als Eiche zu erkennen ist. Die Eiche bzw. ihre Früchte, die Eicheln, sind ein Symbol des Sieges. Sie verkörpern Kraft, Beständigkeit und erfolgreich geschlagene Schlachten. Schafe können ein religiöses Symbol sein, in dem Fall werden sie aber meist als Lämmer dargestellt und weisen weitere Kennzeichen wie Heiligenschein und/oder eine so genannte Siegesfahne auf. Die Darstellung hier spricht eher dafür, dass die Schafe bzw. Schafsböcke auf die Schafzucht in der Region verweisen sollen.

Wappen von Niederanven

Benelux Wappen: Wappen von NiederanvenDiese Luxemburger wissen einfach, wie sie die geringe Größe ihres Staates kompensieren können: durch monumentale Wappen. Die Gemeinde Niederanven mit ihren ca. 6000 Einwohnern trägt ein dreiteiliges Wappen, mit einer schönen Auswahl an Symbolen von landwirtschaftlich bis militärisch. Hier sehen wir anders als in den Wappen von Bilzen und Lommel einen entwurzelten Baum, der ein bisschen so aussieht, als hätte er lauter kleine Beine und würde bergab gehen. Der Helm ist erkennbar nicht mittelalterlich, sondern römisch-antik (wer genug „Asterix & Obelix“ gesehen hat, weiß das) und verweist auf die römische Vergangenheit der Gemeinde, die durch Funde belegt ist. Warum nicht damit angeben? Wer hat, der hat und ist er noch so klein.

Vorschau

Da bereits Tieren auf Wappen und Personen auf Wappen eigene Ausgaben gewidmet wurden, schauen wir uns das nächste Mal konkret Gebäude auf Wappen an. Das können Burgen sein, Brücken, Kirchen, Windmühlen, Häuser oder Brunnen. Sogar Erdölraffinerien. Aber meistens sind es Burgen. Unbeheizte, zugige, gigantische Burgen.

Übersicht

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