Sonntag, 1. Februar 2009

Enttäuschung pur....

Endlich war es soweit....wir konnten den aktuellen Batman-Film sehen :"The dark Knight". Ich bin sonst nicht so wirklich ein Fan der einen Sportanzugtragenden Fledermaus - aber mich hatte "Batman begins" schon positiv überrascht - also sollte dieser Film - der ja obendrein Heath Ledger posthum in den Starolymp erhoben hatte - vielleicht gaaar nicht sooo schlecht sein.
Mit der nötigen Ladung Chips und Schokolade bewaffnet, starteten wir.
Mann war ich enttäuscht. Hauptsache es gab Verfolgungsjagden und Klischees, die bedient wurden. Batman wurde mehr oder minder zum Nebendarsteller, der Joker war gut - aber er rettete die Handlung nicht. Der ganze Plott war verworren und der Film erstickte in Spezialeffekten......vielleicht bin ich aber auch nur zu alt, um mich an solchen Filmen zu erquicken...

Samstag, 31. Januar 2009

Timur ist schuld

Es war ein wunderschöner Frühlingstag im Jahre 1989: Die Wende stand vor der Tür, traute sich aber noch nicht zu klingeln, wir waren jung und glaubten etwas Besonderes zu sein - schließlich waren wir Jungpioniere und unserem Staate treu ergeben....zumindest sagten wir das. Wenn unsere Lehrerin uns fragte, was wir denn Schönes im Fernsehen gesehen haben, antwortete keiner "Alf", brav sagten wir (wie wir es von unseren lieben Eltern eingebläut bekommen hatten): "na die Flimmerstunde natürlich!" und guckten mit grossen vor Liebreiz triefenden Äuglein unserer Lehrerin ins Anlitz, wohl wissend ob der schamlosen Lüge, die wir da von uns gaben.

An diesem Frühlingstag hatte Frau Tasch ein Büchlein aus ihrer Tasche hervorgezaubert. "Timur und sein Trupp". Als sie uns vom selbstlosen Timur vorlas, der mit seinen Freunden Sekundärrohstoffe sammelte ,um diese dann zur SERO Annahmestelle zu bringen waren wir sofort Feuer und Flamme.
Sekundärrohstoffe - eigentlich ein hochgestelzter Begriff für schnödes Altglas und Altpapier....und dennoch, sowas wollten wir auch machen. Mit dem Bollerwagen losziehen, am besten mit dem Pioniertuch um den Hals und mit rotglühenden Bäckchen bei fremden Leuten nach Sekunddärrohstoffen fragen....allein dieses Wort war Musik in unseren Ohren. Warum Timur und sein Trupp sammelten und wofür, hatte sich keiner gemerkt. Für uns zählte hauptsächlich, dass es in der SERO Annahmestelle schlussendlich Kohle für das Gesammelte gab.

Am nächsten Tag ging es los. Zwei Leute aus meiner Klasse hatten ihren Eltern die heimischen Leiterwagen abgeschwatzt, unsere Lehrerin blieb rauchend auf dem Schulhof zurück und wir zogen los.
Ahrensfelde ist ein Teil von Marzahn, dort wuchsen wir im Plattenbaugebiet auf - einem El Dorado für Altglas und Altpapier.
Frohen Mutes klingelten wir an der ersten Tür. Ein bierbäuchiger Mann machte auf...
Wir schubsten Christiane vor, sie war diejenige, die morgens unserer Lehrerin auch immer Meldung machen musste, wer alles fehlt.
"Öhm...guten Tag, wir sind die Klasse 2d der Dimitar-Blagojev Schule und wir sammeln Sekundärrohstoffe!" sagte sie schüchtern.
"Wat sammelt ihr?" der Mann schien etwas überfordert.
"Sekundärrohstoffe!"
"Habick ja noch nie jehört von...wat solln dit sein?"
"Na Altpapier und Altglas!"
Damit hatten wir den Jackpot. Der Mann gab uns cirka 20 leere Bierflaschen, ein kleiner Etappensieg.
Den ganzen Tag lang sammelten wir, wurden immer erschöpfter, liefen uns Blasen und tranken unsere Plasteflaschen mit Hagebuttentee leer. Doch wir hielten uns immer unser Ziel vor Augen - ranschaffen was geht und dann die fette Kohle abfassen. Zwischendurch machten wir Pause, wischten uns den Schweiß von der Stirn und kamen uns wie Helden vor..."Ja es ist schwere Arbeit, aber wir gehen da durch, wir sind schliesslich eine Gemeinschaft!" hörten wir uns sagen und tauschten dabei untereinander unsere Stullen.
Endlich, gefühlte 289 Stunden später gingen wir als geschlossene Gruppe zum SERO W�rfel, einem abgewrackten Gebäude mit Gittern vor den Fenstern. Emmy, der rosa Elefant - das Maskottchen der SERO Annahmestellen lachte uns freundlich vom Plakat entgegen und wie Timur und seine Mannen gingen wir hinein. Wir stapelten Berge von Zeitungen auf den Annahmetisch und holten vorsichtig Flasche für Flasche aus Taschen, Beuteln und Bollerwagen. Der leicht genervte Mitarbeiter wog und zählte, rechnete und wurde gereizter. Wir hatten dermaßen viel Zeug angehäuft, dass es uns wie eine Ewigkeit erschien, bis er endlich sagte:
"Hier is eua Jeld und nu vapfeift euch, ick hab jetz Feiaahmd!"
In unseren Händen hielten wir einen blasslila Schein: ZEHN MARK!
Eine absolute Unsumme in unseren Augen, wir machten sofort Pläne. Manche wollten direkt zum Tierpark, andere erstmal Eis essen gehen. Letztlich mussten wir jedoch wieder zur�ck zur Schule, wo unsere Lehrerin bereits auf uns wartete. Auf dem Weg hatten wir uns geeinigt, das Geld im Kulturpark zu verjubeln, damals eine Art kleiner Vergnügungspark im Plänterwald.
Mit scharrenden Füssen und stolzgeschwellter Brust saßen wir im Klassenzimmer und konnten es kaum erwarten, Frau Tasch von unserem verwegenen Plan zu erzählen. Sie nahm freudig das Geld an sich und sagte:

"Das habt ihr wirklich toll gemacht, ich bin sehr stolz auf Euch! Gemeinsam werden wir das Geld..." sie machte eine kurze Pause, die uns fast den Atem raubte und in Gedanken vervollständigten wir ihren Satz mit ".....alle zusammen im Kulturpark verkloppen bis nix mehr übrig ist von der Kohle!"

Leider nahm ihr Satz eine ganz andere Richtung...
"Gemeinsam werden wir also den Erlös aus dem TimurEinsatz nach Nicaragua spenden!"
Siebenundzwanzig Kinnladen knallten geräuschvoll auf die Schulbänke. Nicaragua? Davon war vorher nie die Rede gewesen. Wo lag überhaupt Nicaragua und wozu brauchten die unser hart erarbeitetes Geld?
Unsere Lehrerin schien unseren Unmut zu ahnen. "Naja, dass sind halt so arme Kinder, wir haben doch erst über die Kinder der Welt gesprochen, erinnert ihr euch nicht?"
Das war uns völlig wumpe....WIR erinnerten uns an die Treppenhäuser, die dreckigen Glasflaschen mit ihrem streckenweise obskuren Inhalten, die Kanten der Bollerwagen die uns in die Ferse fuhren, an die Hitze und an das Glücksgefühl, als wir jeder einmal die ZEHN Mark in der Hand halten durften.
Diese Schufterei für ein Land, in welches wir wahrscheinlich niemals kommen würden?
Unsere Stimmung war im Keller. Frau Tasch packte das Geld weg und wir winkten in Gedanken leise dem Kulturpark Adieu.

"Wir wiederholen das bald!" rief sie freudig und rannte mit UNSEREM Geld zum Sekretariat.
Klar wiederholten wir diese Aktion, auch wenn unsere Lehrerin jedesmal enttäuschter wirkte, als wir ihr unser erwirtschaftetes Geld brachten. Sie konnte ja auch nicht wissen, dass wir unter dem dämlich grinsenden rosa Emmyelefanten den grössten Teil der Kohle bereits in Eis umgesetzt hatten.

Test

Freitag, 30. Januar 2009

Alles wird gut!

In den letzten Wochen ist viel passiert....verlorenes Vertrauen bis hin zur bitteren Enttäuschung - das volle Programm, welches so manchen Film zu rührseligen Schmonzette machen würde.
Anfangs wollte ich dem Begriff "Amoklauf" ganz neue Dimensionen verleihen - aber was hätte das gebracht? Ein kurzes Befriedigen der Wut, gepaart mit der Frage: "Und nu?"
Fragen helfen in solchen Umbruchssituationen sowieso nicht, denn es geht hier nicht um ein "Wieso?" oder "warum?", genauso wenig wie ein zu spät erfolgendes: "Na warum habt ihr denn nicht...? Wusstet ihr denn nicht...?"
In unserem Leben kommt es so oft zu Umbrüchen, manchmal ganz minimal, manchmal scheint alles zusammenzubrechen - zumindest glauben wir das.
Aber mal ganz ehrlich - was sollen wir machen? In unsere Kissen weinen und Antworten auf rhetorische Fragen suchen? Darauf warten, dass eine Eingebung vom Himmel fällt, dass jemand anderes uns aufhilft? Damit begeben wir uns doch nur wieder in eine Abhängigkeit und das ganze schöne System des Umbruchs macht keinen Sinn mehr.
Umbrüche sind wichtig, denn sie zwingen uns dazu, uns mal genauer mit uns selbst zu beschäftigen. Besinnen wir uns und hören auf unseren Bauch, folgen wir unserer inneren Landkarte, die ja kein festes Konstrukt ist, sondern immer wieder erweitert, korrigiert und umgeschrieben wird. 
Eine solche Phase ist nie leicht, aber sie erlaubt es uns, Erfahrung zu gewinnen und Stärke.
Wir bringen soviele Resssourcen mit, sind voller Ideen und Kraft - nur müssen wir diese auch nutzen. Es mag wehtun, aber es ist nicht schlimm, eine solche Periode durchzumachen.
Frei nach dem Motto:
Es gibt kein Scheitern - nur Richtungswechsel!
Sehen wir - so schwer es manchen fallen mag - unsere Situationen als genau richtig, als nötig und machen wir das Beste draus!