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„Zutrauen“: Die unsichtbare Kraft hinter persönlichem Wachstum
Lesedauer 6 Minuten „Zutrauen“: Die unsichtbare Kraft hinter persönlichem Wachstum – eine philosophische Betrachtung Die kleine Anna ist ein wildes Ding. Mit ihren 3 Jahren ist sie fasziniert von den unzähligen Eindrücken dieser Welt. Sie möchte am liebsten alles ausprobieren, alles anfassen, alles erkunden aber was sie am meisten möchte: alles „selber“ machen. Ob es darum geht, die höchsten Gipfel des heimischen Spielplatzes zu erklimmen oder das kühle Wasser des nahen Baches mit vollen Händen zu schöpfen, Anna zögert nur selten. Ihre Welt scheint wie ein endloses Abenteuer, getrieben von einer unersättlichen Neugier und einem schier unbändigen Drang, die Grenzen des Möglichen zu erweitern. Doch hinter jedem dieser kleinen Abenteuer…
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Grenzen und Identität: Wie Grenzen unsere Identität formen
Lesedauer 7 Minuten Grenzbeziehungen: Die Grenze als fundamentale Erfahrung zur Prägung von Identität Ein wesentlicher Aspekt des Lebens eines jeden Organismus ist seine Abgrenzung vom übrigen Raum. Man könnte auch sagen, dass lebende Organismen ihre eigene Umgebung von der Außenwelt unterscheiden und kontrollieren. Dies kann etwa durch Zellmembranen, Haut oder andere Barrieren geschehen. Die Beziehung zu den eigenen Grenzen, nennen wir sie Grenzbeziehungen, sind ein wesentlicher Aspekt für die Entstehung und Entwicklung der eigenen Identität. Diese Grenzbeziehungen sind vielschichtig. Sie haben nicht nur eine biologische, sondern auch eine psychologische und soziokulturelle Dimension und sie sind ein zentraler Aspekt menschlicher Erfahrung. Denken wir daran, wie es ist, wenn wir frieren, berührt…
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Mensch als Mängelwesen: Arnold Gehlens Anthropologie
Lesedauer 5 Minuten Der Mensch als Mängelwesen: Arnold Gehlens philosophische Anthropologie Es klingt zunächst alles andere als optimistisch. Denn der deutsche Philosoph, Anthropologe und Soziologe Arnold Gehlen (1904-1976) beschreibt den Menschen als ein „Mängelwesen“ der diese Mängel erst durch die Ausprägung von Kultur zu kompensieren vermag. Dies Idee bildet den geistigen Unterbau seiner anthropologischen Philosophie und bietet zugleich eine durchaus interessante wenn auch pessimistische Perspektive auf das menschliche Dasein. Menschliche Mängel Gehlens zentrale These geht zunächst vom Menschen als ein „Mängelwesen“ aus. Mängel sieht Gehlen vor allem in der menschlichen Morphologie und der Ontogenese. Er bezeichnet den Menschen als unangepasst, unspezialisiert und unterentwickelt gegenüber anderen Tieren. Gehlen zufolge fehlt es…
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Thanos – Nihilist, Utilitarist oder radikaler Ökoaktivist? Marvel philosophisch
Lesedauer 5 Minuten Marvel philosophisch: Thanos – Nihilist, Utilitarist oder radikaler Ökoaktivist? Thanos hatte es nicht leicht. Eine genetische Mutation machte ihn schon als Kind zum klassischen Außenseiter. Diese Erfahrung prägte ihn so stark, dass er zum Bösewicht unter den Bösewichten avancierte. Nachdem sein einst mächtiges Volk der „Titanen“ aufgrund mangelnder Ressourcen ausstarb, blieb er als einziger zurück. Dieses Schicksal motivierte ihn, das Universum vor demselben Schicksal zu bewahren. Als ehrgeiziger Retter widmete er sich von nun an leidenschaftlich der Bevölkerungskontrolle auf intergalaktischer Ebene. Mit einem rigiden Ansatz im Thema Ressourcenmanagement, versuchte er das Universum vor der Überbevölkerung und einer daraus resultierenden Ressourcenknappheit zu retten. Zudem ist er ein Familienmensch…
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Tierwohlcent: Das Problem mit dem rationalen Menschenbild
Lesedauer 3 Minuten Das Problem mit dem rationalen Menschenbild: Führen Tierwohlcent oder Mehrwertsteuererhöhung zu einer Lenkungsfunktion zur Reduzierung des Fleischkonsums Eine klare Antwort auf die Frage, ob der Tierwohlcent oder die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte die Haltungsbedingungen verbessern oder politisch eine Lenkungsfunktion zur Reduzierung des Fleischkonsums erfüllen soll, bleibt der Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bisher schuldig. Gerade letzteres wäre jedoch ein bekanntes politisches Manöver, das bereits in der Vergangenheit nie funktioniert hat. Das Problem ist nämlich, dass dieser Annahme ein falsches Menschenbild zu Grunde liegt – und zwar jenes eines rational entscheidenden Menschen. Diese Annahme erinnert stark an den „homo oeconomicus“, dessen Konzept ebenfalls auf ähnliche Weise gescheitert ist. Der…
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Kierkegaard und das „Geschwätz“: Unauthentische Kommunikation
Lesedauer 7 Minuten Unauthentische Kommunikation: Kierkegaard und das „Geschwätz“ Kopenhagen in den 1830er Jahren. Eine Stadt wie ein Gemälde. Volle Gassen und lebhafte Marktplätze prägten das Stadtbild dieses traditionsreichen Handelszentrums. In dieser pulsierenden Stadt, die sich zwischen Tradition und Fortschritt bewegte, begann der junge Sören Kierkegaard seine endlose Suche nach der Bedeutung des individuellen Lebens. Er war bekannt dafür, als Beobachter und Zuhörer durch die Straßen zu ziehen. Was er dort erlebte, hielt er oft in Tagebüchern fest. Eine Sache, die ihm dabei auffiel, war das „Geschwätz“ der Leute. Dieses „Geschwätz“, ein ununterbrochenes Strömen oberflächlicher Konversationen, die kaum persönliche oder tiefgründige Themen berühren und so die Einzigartigkeit jedes Einzelnen vernachlässigen,…
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Gesetz ist Vernunft frei von Leidenschaft
Lesedauer 4 Minuten Das Gesetz: Leidenschaftslose Vernunft? Gesetz ist Vernunft frei von Leidenschaft Aristoteles Das Zitat „Gesetz ist Vernunft, frei von Leidenschaft“ wird oft Aristoteles zugeschrieben, obwohl ich bislang keine direkte Quelle finden konnte. Für mich bleibt es ein mystisches Zitat. Was damit nämlich konkret gemeint sein soll, ist mir bisher nie ganz klar geworden. Handelt es sich um ein normatives Ideal oder beschreibt es eine vermeintliche Tatsache? In beiden Fällen wirft dieses Zitat jedenfalls eine interessante Frage auf. Durch was sind Gesetze motiviert? Gesetz als Vernunfttatsache Man könnte sagen, Gesetze bieten eine systematische Ordnung und Struktur für das gesellschaftliche Zusammenleben. Diese Ordnung basiert sicherlich auf rationalen Prinzipien, die darauf…
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Aristoteles Ethik: Zeitlose Einsichten für die moderne Welt
Lesedauer 7 Minuten Nikomachische Ethik – Zeitlose Einsichten für die moderne Welt Was soll uns eine Ethik helfen, die fast 2.500 Jahre alt ist? Die Antwort ist so einfach wie überzeugend: Die dahinterliegenden Fragen sind schlichtweg zeitlos. Aristoteles diskutiert in der Nikomachischen Ethik Konzepte wie Tugend, das Gute und Gerechtigkeit. Diese Themen sind universell und sprechen grundlegende Fragen an, die in jeder Gesellschaft und zu jeder Zeit relevant sind. Auch heute streben Menschen danach, ein gutes und erfülltes Leben zu führen – und genau diese Überlegungen stellt Aristoteles in der Nikomachischen Ethik an. Aristoteles Ethik: Das Streben nach Glück Auch wenn wir täglich mit vielerlei Dingen zu tun haben, schwebt…
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Praxis und Poiesis: Aristoteles
Lesedauer 6 Minuten Aristoteles: Praxis vs. Poiesis und was das alles mit persönlichem Glück zu tun hat Innovation, Effizienz, Produktivität und ein ständiger technologischer Wandel sind zweifelsohne dominante Kräfte unserer Zeit – und sie haben weitreichenden Einfluss auf unser Handeln. Denn es liegt nahe, dass das vorherrschende Effizienz- und Produktivitätsdenken aber auch der hohe Beschleunigungsgrad unserer modernen Welt dazu tendiert, Aspekte des Lebens, die sich nicht direkt in Zahlen ausdrücken oder materiellen Erfolg versprechen, zu marginalisieren oder abzuwerten. Wer seine Zeit mit „unproduktivem“ verbringt, hat leicht ein schlechtes Gewissen und steht schnell im Verdacht seine Zeit nicht „sinnvoll“ zu nutzen. In diesem Zusammenhang interessant, finde ich Aristoteles Unterscheidung von Poiesis…
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Das Dionysische bei Nietzsche: Praktische Konsequenzen
Lesedauer 8 Minuten Praktische Konsequenzen aus Nietzsches Philosophie: Das Dionysische und das Apollinische Seit längerem beschäftigt mich die Frage, was eigentlich konkret die praktischen Implikationen sind, die sich aus Nietzsches Konzepten des Apollinischen und des Dionysischen ergeben. Schließlich fordert uns Nietzsche zur „Umwertung aller Werte“ und dazu auf, uns von der christlich-jüdischen „Sklavenmoral“, auch „Herdenmoral“ genannt, zu befreien. Im Folgenden soll es also darum gehen, was es bedeutet, Nietzsches Konzepte, das dionysische und das apollinische als existenzielle menschliche Erfahrungen anzuerkennen und sie in die Praxis umzusetzen. Nietzsches Konzept Die menschliche Existenz ist voller Widersprüche. Einen ganz wesentlichen Widerspruch beschreibt Nietzsche mit den Begriffen das „Apollinischen“ und des „Dionysischen“. Gemeint sind…