Mittwoch, 23. Juli 2014

Schmankerl: Spoon melden sich zurück!

Wenn das kein Grund zur Freude ist:
Zum zwanzigjährigen Bestehen bringen Spoon am 5. August ihr achtes Studioalbum raus. Über das letzte Monat verteilt veröffentlichten die Texaner, neben zahlreichen Teasern, drei Songs des Albums, welches den Namen "They Want My Soul" tragen wird und bei ihrem neuen Label Loma Vista Recordings erscheint, zu dem auch andere Garanten wie Cut Copy, Rhye oder St. Vincent gehören. Spoon, die 2006 die Filmmusik für den Film "Stranger Than Fiction" beigesteuert hatten und auch sonst in Serien wie "How I Met Your Mother" zu hören waren, sind sich auch diesmal selbst treu geblieben und liefern mit "They Want My Soul" allen Anschein nach wieder eine aufrichtige Rockplatte ab. Aber überzeugt euch selbst:




Freitag, 18. Juli 2014

Lieblingsplatten 2014 (1.1. – 1.7.)


Ja, Panik – Libertatia

 „Libertatia“, die sagenumwobene Piraten-Utopie, die man im Madagaskar des 17. Jahrhunderts vermutete, zieht sich durch dieses Konzeptalbum wie ein roter Faden. Wäre das fünfte Studioalbum der mittlerweile auf ein Trio geschrumpften, österreichischen Wahlberliner ein Film, hätte es sich das Prädikat: „wertvoll“ verdient. Dabei kommt es einem ganz so vor, als würde man einem alten Freund, während einer Zigarettenpause, beim Vortrag seiner Urlaubseskapaden zuhören. Die Zeiten von minutenlangen Rückkopplungen und Geschreie sind vorbei. Man legt mehr Wert auf anspruchsvollen Pop. Dass Sänger Andreas Spechtl mit Worten jeder Sprache umgehen kann, ist schon lange kein Geheimnis mehr…aber immer wieder gut zu wissen.
Klingt wie: Tocotronic in besseren Jahren.


Sylvan Esso – Sylvan Esso

Kein kühler Plastik-Sound, sondern ausgewogene, volle Klänge tanzen da über die Kopfhörer. Müsste ich das Debütalbum des Electro-Duos aus Vermont mit einem Wort beschreiben, wäre es ohne Zweifel: erfrischend. Vom ersten Song „Hey Mami“, der mit einem minimalistisch unterlegten Gesangsloop beginnt und sich in einen unerwartet ekstatischen Bass-Drop steigert, bis zum letzten der insgesamt 10 Songs, überrascht die Band immer wieder mit Folk-Elementen und unerwarteten Facetten ihrer selbst eingespielten Samples. Nach wochenlanger Observation wurde festgestellt: Sylvan Esso geht immer!
Klingt wie: ein 40-minütiger Bon Iver Remix.

Drowners – Drowners


Die New Yorker Band mit einer ausgereiften Affinität für die englische Musikszene, verbindet den coolen straight-foward Sound der Strokes mit Klangteppichen á la Smiths. Mit ihrem Debütalbum, welches  genau wie die Band selbst, nach einem Song von Suede benannt wurde, liefern sie 12 eingängige Lieder ab, wobei sie nur einmal die Länge von 3 Minuten überschreiten. Alles sehr kompakt also, was man auf ein begrenztes Budget zurückzuführen kann, aber an der Qualität der Songs nichts ändert...der ein oder andere Ohrwurm ist auf alle Fälle, spätestens aber bei „Luv, Hold Me Down“, dabei.
Klingt wie: die ungehypte, amerikanische Version von Brit-Pop.


Fenster – The Pink Caves
Sie ziehen ihr Ding durch. Auch auf dem zweiten Studioalbum der Band mit Mitgliedern aus Berlin und New York gibt es wieder untypisches Songwriting, Keyboardakkorde, die wie in Zeitlupe eingefroren wirken, verträumte Melodien und verschlafene Gesänge direkt aus der nächsten Hallkammer. Das Ganze wird so stimmig umgesetzt, das gerade in der Gelassenheit des Albums, die großen Momente liegen. Live wird der verwaschene Sound übrigens selbst im kleinsten Raum glasklar wiedergegeben, bei jedem Song die Instrumente weitergegeben und das Keyboard auch gerne auf dem Bügelbrett platziert. Ein wahres Erlebnis!
Klingt wie: die musikalische Interpretation des Wortes „Zeitgeist“.


TV Girl – French Exit
Je nachdem wie man es auslegt, ist French Exit das Debüt-Album der jungen Kalifornier. 2010 gegründet, nahmen sie vorerst einige EPs, Singles und ein Mixtape in Langspielplattenlänge auf. Vor allem für ihre unkonventionelle Art und Weise, bekannte Musikausschnitte, beispielsweise „Hello It’s Me“ von Todd Rundgrens, zu samplen und diese mit dicken Hip-Hop-Beats und Surf-Gitarren zu unterlegen, wurden sie bekannt. So entstanden originelle, eingängige Songs mit Westküsten-Feeling, die über verlorene Lust, zu viel und auch zu wenig Liebe, handeln. Mit der existenziellen Frage, wer denn jetzt die brünetten Mädchen küssen soll, wenn alle Jungs hinter Blondinen her sind, beschäftigt man sich auch ausgiebig. Das Beste noch zum Schluss: Die Songs werden auf ihrer Bandcamp-Seite verschenkt! 
Klingt wie: Sommerurlaub am Strand mit kaltem Bier und heißen Babes.

The War On Drugs – Lost In The Dream

Ihr drittes Album widmen die Jungs aus Philadelphia wohl den Schlafwandlern…oder doch den Schlaflosen? Tatsache ist jedenfalls, dass man sich leicht in den bis zu 8 Minuten dauernden, dahinplätschernden Nummern leicht verlieren kann und sich selbst bei der Frage erwischt, warum das Lied denn schon aus ist. Auf die ausschweifenden psychodelischen Effekte und sonstige Kniffe des letzten Albums wurde größtenteils verzichtet und dafür eine gelungene Americana-Platte geschaffen.
Klingt wie: „Gute Nacht“-Songs von Bruce Springsteen.



Eels – The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett
Das eigene Leben als Konzeptalbum. Das war der Ansporn für diese Platte des melancholischen Mastermind der Eels, als er eines Tages sein eigenes Leben reflektierte. Nach turbulenten 51 Jahren hat man doch auch eine Menge zu erzählen. In seinem Fall porträtiert er auf 13 Songs, was es heißt als Musiker ständig unterwegs zu sein, seine Beziehungen zu vernachlässigen und aus seinen Fehlern nichts zu lernen. Er mimt den verbitterten, alten Mann, der auf sein Leben zurückblickt und seine Enkel davor warnt, ja nicht so zu werden wie er. Durch sein geschicktes Songwriting, schafft er es trotzdem, dass das Album nur so vor spitzbübischer, aufgeweckter Hoffnung strotzt. Von Traurigkeit eigentlich keine Spur.
Klingt wie: die vertonte Biographie von Keith Richards.


Dan Croll – Sweet Dissaray

Nachdem der mittlerweile 23-jährige Absolvent des Liverpool Institute for Performing Arts (aus der auch Talente wie die Wombats, Eugene McGuiness und viele weitere hervorgegangen sind), den Songwriter of the Year Award 2013 abgestaubt hat, bringt er endlich sein von mir lang erwartetes Debüt-Album heraus. Darauf vermischt er Folk mit karibischen Polyrythmen und teilweise elektronischen Beats zu einer abwechslungsreichen und spannenden Melange. Seine erste Single „From Nowhere“ eröffnet die Platte fetzig und gibt den Grundton für die darauffolgenden Songs an. Mit der Akustik-Nummer „Home“, eine Hommage an das Heimweh während seiner langen Tourneen durch England und Amerika, lässt er das zappelige Meisterwerk ruhig ausklingen.
Klingt wie: Paul Simon unter Palmen.


Future Islands  Singles
Ihr Auftritt bei David Lettermans Late Show hat mich anfangs verwirrt. Was macht der Sänger denn da bitte? Der vom Aussehen ein wenig an Morrissey erinnernde Zappelphilip, tanzte energisch von einer Seite zur anderen, brüllte manchmal wie Joe Cocker und sang ansonsten, nun ja, eben auch wie Morrissey, nur eine Oktave tiefer. Das wäre alles nicht weiter verblüffend gewesen, doch die Band im Hintergrund spielte eigentlich eine ruhige Synthie-Pop Ballade! Eine Art 80er-Jahre Synthie-Soul Truppe mit einer Urgewalt á la Henry Rollins als Frontman? Es funktioniert. Nicht nur live sondern auch auf Platte, erstaunlich gut.

Klingt wie: Teleshopping-Musik mit mitreißendem Moderator.



  No Mythologies To Follow
Die heute 25-jährige Dänin Karen Marie Ørsted landete im Frühjahr 2013 mit ihrer ersten Single „Pilgrim“, samt dazugehörigem, selbstgebastelten Video, einen Hit und galt als die YouTube-Entdeckung des Jahres. Erinnert ein wenig an die Erfolgsgeschichte von Lana Del Rey, oder? MØ hatte zu der Zeit schon den Großteil der Songs auf diesem Album fertig geschrieben, verbrachte aber noch einige Zeit im Studio mit Robin Hannibal, dem Produzenten von Rhye und feilte weiter an Beats und Texten, nahm noch schnell einen Song mit Diplo auf und ging auf Tour um das Album zu promoten. Ihre Songs zeichnen sich durch fette Synthie-Melodien, mächtige Drums und die spielerische Verwendung von Trompeten, Glockenspielen und alles was ihr sonst noch unterkommt, aus. Das ist ein Album, geschrieben für den Dancefloor und bei jedem ihrer Live-Auftritte wird es erneut zelebriert. Ein Genuss!
Klingt wie: hyperaktive Trampolinspringer mit Konzentrationsdefizit.

Das war das erste Halbjahr 2014 in Platten. Aber das Jahr ist noch lange und es gibt noch einiges auf das man sich freuen kann. Unter anderem neues von: Alt-J, Bahamas, Banks, Barbarossa, How To Dress Well… 

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Radar: Bipolar Sunshine

Bipolar Sunshine, das Soloprojekt von Adio Marchant aus Manchester, der seine ersten musikalischen Schritte mit der HipHop-Gruppe Kid British unternahm, ist meine jüngste musikalische Obsession. Im November 2012 machte er sich selbstständig, um im Alleingang an seinem Sound zu feilen. Mittlerweile vereint er R'n'B, Indie und HipHop so spielerisch und epochal minimalistisch, dass man meinen könnte, stupider Pop würde ihn zu Tode langweilen. Am 17.6. kam seine erste EP Aesthetics mit drei Liedern auf den Markt. Zwischendurch war er am Melt!-Festival in Deutschland zu sehen und am iTunes-Festival in London.

Am 11.11. legt er mit einer zweiten EP, welche er Drowning Butterflies betitelt hat, nach. Diese überzeugt vor allem schon jetzt durch die Single "Love More, Worry Less", zu der es seit gestern Abend auch ein offizielles Musikvideo gibt. Im Moment tourt er gerade mit den Jungs von Bastille durch England.


Für Freunde von: Frank Ocean, Theophilus London, Bloc Party


Donnerstag, 3. Oktober 2013

Man Must Dance!-Veranstaltungstipps im Oktober

Es gibt wieder einiges an Konzerten im Oktober und diesmal so viel gute, dass mir die Auswahl alles andere als leicht gefallen ist.

3.10. - 6.10., DO-SO, Waves Vienna Festival

Das dreitägige Waves Vienna Festival ist das größte Clubfestival in Österreich. Das Konzept ist recht einfach: in möglichst vielen Clubs rund um den Donaukanal, treten möglichst viele Bands mit unterschiedlichem Genre, Bekanntheitsgrad und Herkunftsland auf. Neben heimischen All-Stars wie The Beth Edges, Kreisky, M185, Olympique, The Who The What The Yeah und Velojet, locken etablierte Bands und Geheimtipps wie CSS, Kate Boy, Au Revoir Simone, Slut, Dream Koala, Mozes & The Firstborn, Roosevelt, Sin Fang, Múm und viele viele mehr! Dieses Jahr hat man verstärkt Künstler aus Belgien und Slowenien eingeladen, um deren heimische Musikszene vorzustellen. Charli XCX musste leider kurzfristig absagen.


8.10., DI, Editors, (Gasometer) 32€

Die Editors gehen nach 10-jährigem Bestehen, vier gelungenen Alben und zahlreichen Top-Ten Chartplatzierungen in ihrer Heimat England, mit ihrem umjubelten neuen Album auf Tour. Zum allerersten Mal habe ich sie damals am Frequency '09 gesehen und ich hätte mir kein besseres Wetter für diese Art von Musik wünschen können. Mit dem ersten Ton kamen die ersten Regentropfen, die sich zu der Stimme von Sänger Tom Smith durch den Nebel bohrten.
Ob sie ihre epische Klangwand auch im Gasometer hinbekommen wie sonst? Man darf auf alle Fälle gespannt sein.

Für Freunde von: Interpol, White Lies, The Cinematics


9.10., MI, Young Rebel Set, (Flex) 18€

Schlag auf Schlag gehts in den ersten zwei Oktoberwochen, ein gutes Konzert folgt dem nächsten. Da darf auch Young Rebel Set nicht fehlen. Die Jungs aus England die bei dem deutschen Label Grand Hotel Van Cleef (Thees Uhlmann, Olli Schulz, Kettcar) auf offene Arme und Ohren gestoßen sind, werden die meisten nur von ihrer Single "If I Was" ein Begriff sein. Aber die Folk-Rock-Truppe hat noch einiges mehr auf dem Kasten. Vor allem live zeigen sie was sie drauf haben, nicht umsonst war der Postbahnhof in Berlin im November 2011 mit 1.000 Leuten restlos ausverkauft.

Für Freunde von: Friska Viljor, Mumford & Sons, Trampled By Turtles

Dienstag, 1. Oktober 2013

Review: Is Tropical (Flex)



In weißen, sich überlappenden Lettern, die ein wenig an das Louis Vuitton Logo erinnern, steht "IST" auf den Flex-Fernsehern ganz hinten auf der Bühne. Unter einem massiven Intro schreiten die drei Jungs von Is Tropical, zwei mit Dosenbier, einer mit Drumsticks in den Händen, gemütlich zu ihren Plätzen. Mit 15 Minuten Verspätung startet das Mitternachtskonzert, sie sind also fast pünktlich. Nach einem kurzen Lob an das österreichische Bier und einem „Ever had one of these?“ ging es schon los mit einem förmlichen „Best Of“-Set ihrer zwei Alben. 

Faszinierend wie Bassist und Gitarrist nach fast jeder Nummer ein anderes Instrument in der Hand haben, untereinander tauschen und sowohl Synthesizer, als auch Gitarre, scheinbar gleichzeitig bedienen. Es fällt auf: Das ist alles von vorne bis hinten durchstrukturiert, Roadie unnötig. Mit „Leave The Party“, „Lover’s Cave“, „Cry“ und „Toulouse“ haben sie richtig aufgedreht und die Gassenhauer von Album Nummer 2: I’m Leaving zum Besten gegeben und bewiesen, warum sie so ein großer Geheimtipp sind und dass es um mehr als Hype geht. Für ihre Hitsingle „Dancing Anymore“ fischten sie noch zwei Mädchen aus dem Publikum, welche vorher fest versprechen mussten auch ja jede Textzeile zu wissen und schon setzte einer der schönsten Popsongs des Jahres, mit schön schiefen Höhen als Draufgabe, ein. Zuletzt zeigten Is Tropical noch schnell mit ihrer Elektrohymne „The Greeks“, warum die Anlage im Flex zu einer der besten Europas zählt. Druckvoll war der Sound schon vorher, aber mit diesem letzten Song bebte die Tanzfläche wie bei einem Erdbeben Stärke 7.