Endlich habe ich es geschafft. Ich bin der neue
Security-Man vom Innenministerium und ich komme gleich nach meinem Minister.
Auf so einen Posten kommt man nicht so einfach. Das
braucht Zeit und Erfahrung. Meine Referenzen
als Mitarbeiter der Stasi waren zwar nicht völlig wertlos, aber
natürlich nicht mehr ganz zeitgemäß und technisch überholt.
Nach dem letzten US-Administrationswechsel habe ich mich
deshalb sofort um ein Praktikum in den USA bemüht.
Denn mit Empfehlungsschreiben von Herrn Rumsfeld und
Herrn Cheney öffnen sich alle Türen. Nicht ganz einfach, an solche Befürworter
zu kommen. Da genügt ein einfacher Besuch bei der CIA keineswegs, zumal die
Leute dort doch nicht sonderlich an meinem Hintergrundinformationen aus meiner
früheren Tätigkeit interessiert waren. Tipps, für die ich damals bei Mielke
einen Sonderurlaub in Saßnitz und einen Orden bekommen habe, taten sie
gelangweilt mit einem „Business as usual“ ab.
Hilfreich ist aber eine Mitgliedschaft im
Rod-and-Gun-Club. Diese Jungens schießen zwar auf alles, was sich bewegt und
kein Sternenbanner zeigt, haben aber enorme Beziehungen.
Ein Vereinskamerad hat mich sogar mal zu einer
Versammlung des Ku-Klux-Klan mitgenommen, ganz im Geheimen, versteht sich. Aber
das war mir dann doch zu heiß – ich meine nicht unbedingt politisch, sondern in
der Hitze der Nacht und auch noch unter diesen blöden Kapuzen.
Nun, meine erste Amtshandlung hier galt den
Kommunikationssystemen – ach nein, fast hätte ich es vergessen, zuerst habe ich
mal das Schloss zu meiner Zimmertüre ausgetauscht. Geht ja niemanden was an,
was ich im Schreibtisch habe.
Bei den Kommunikationssystemen sind allerdings schon
Ansätze gehobener Sicherheit auszumachen – so war ich schon echt entzückt, als
ich erfuhr, dass der BND schon dem Kanzler aber nicht dem Grundgesetz verpflichtet ist. Apropos Grundgesetz. Da
muss ich mal mit meinem Minister reden. Nachdem wir ja auch die
Bundesratsmehrheit haben, könnte man ja endlich mal einige unzeitgemäße Passagen
herausnehmen, nicht wahr.
In dem Zusammenhang überlege ich mir auch, ob man nicht
beim Übergang von einem Bundesland zum anderen – insbesondere wenn es sich
dabei um ein Land handelt, das von der Opposition regiert wird, routinemäßige
Personenkontrollen einführen sollte.
Neulich ist wieder mal ein durchgeknallter Pilot eines
Motorseglers um das Hochhaus der Deutschen
Bank herumgekreist. Wahrscheinlich hat man ihm einen Kleinkredit
abgelehnt und er wollte sich rächen, indem er sich in das Büro des
Aufsichtsrats-Vorsitzenden stürzte. Sicherlich hat er dabei nicht bedacht, dass
er wohl mit seinem leichten Kleinflugzeug schon an der Fassade des
Bankhochhauses abprallen würde. Dennoch kam recht schnell ein Bundeswehrtornado,
um ihn abzuschießen.
Einwände aus Fliegerkreisen, dass durch die erforderliche
langsame Fliegerei so ein Tornado auf die Straßenbahnhaltestelle der Linie 6
fallen könnte, halte ich für überzogen. Schließlich haben die Piloten der
Bundeswehr mindestens 12 Flugstunden Training im Jahr.
Gut finde ich auch, dass jetzt keine Sportflugzeuge mehr
über Atomkraftwerke hinweg fliegen dürfen. Die Reaktorkuppeln bestehen zwar aus
mehrere Meter dickem Stahlbeton, aber dennoch, man kann ja nie wissen.
Überhaupt werde ich die Bundeswehr mehr in die innere
Sicherheit einbinden. An Brennpunkten des Stadtlebens soll dann immer eine
Doppelstreife von Soldaten in Tarn-Uniform
postiert und präsent sein – rund um die Uhr versteht sich – die schon durch
ihre Anwesenheit und mit dem Automatikgewehr M5 den potentiellen Bombenleger
abschrecken und dem harmlosen Passanten
ein gediegenes Gefühl der Sicherheit vermitteln.