Panorama nach Südwest - aus der 28. Etage

Panorama nach Südwest - aus der 28. Etage

Freitag, 18. Juni 2010

Berlin hat uns wieder

Wieder zu Hause. Der Flug verlief entspannt. Wir hatten den letzten Teil über eine tolle Sicht und konnten das Hochwasser von Oder und Warthe sehen. Berlin hieß uns mit tollem Sommerwetter und Naturduft willkommen. Selbst hier in unserer Wohnung kann ich den Holunder riechen.
Am Ende konnten wir doch nicht so viel Gepäck von anderen mitnehmen. Wir hatten noch ziemlich viel Kleinkram, der auch untergebracht werden musste. Es werden wohl insgesamt 160 Kilo Gepäck gewesen sein. Die müssen in den nächsten Tagen hier einsortiert werden. Ein neues Billy-Regal für die Bücher muss her!
Und bald wird es das erste Grillen im Park geben. Das haben wir sehr vermisst.
Jetzt werde ich mich aber erst einmal in unserem drei Meter breiten Familienbett ausstrecken und die Stille genießen!

Mittwoch, 16. Juni 2010

Noch 2 Tage

Übermorgen fliegen wir! Schon! Naja, eigentlich ist ja schon Mittwoch, es ist 3:30 Uhr. Dann fliegen wir also schon morgen sozusagen.
Wir beeilen uns noch viel zu sehen, haben volle Tage. Abends packen wir schon seit einigen Tagen die Sachen. Koffer Nummer 3 ist heute fertig geworden. Wir haben so viel Platz, dass wir Anderen aus der Klemme helfen können, die ihre Sachen sonst nicht zurück nach Deutschland bringen könnten. Da wir mit einem Kleintransporter zum Flughafen gebracht werden, ist das zusätzliche Gepäck kein Problem.
Morgen holen wir die verschobene Bootstour vom Wochenende nach. Wir wollten nicht das Dreifache ausgeben, nur weil Sonntag ist. An Wochentagen kostet die Rundfahrt nur knappe 4 Euro pro Person. Leider werden wir morgen 1 1/2 Stunden unter einer dichten Wolkendecke durch Moskau schippern, der Sommer ist wieder mal weg - auf seiner Datscha vielleicht?!
Viele unserer Moskauer Bekannten machen genau das und sind schon im Urlaub. Es ist durchaus üblich, den ganzen Sommer außerhalb von Moskau im Ferienhäuschen oder bei den Eltern zu verbringen. Wer eine Datscha hat, wird keinen Tag länger in Moskau bleiben als nötig.
Gestern sind wir das erste Mal außerhalb Moskaus gewesen. Wir waren in Vladimir.
Die Stadt war wirklich schön. Es gab dort sehr viele alte Kirchen und Klöster, in der Umgebung viele Wälder und echte Kühe! Spannend war vor allem die Zugfahrt zurück nach Moskau. Da Montag mal wieder so ein verschobender Feiertag war, zog es viele Moskauer über das Wochenende ins Grüne. Mir scheint, wir haben mit unserem Zug alle auf einmal wieder eingesammelt. Glücklicherweise hatten wir Sitzplätze ergattert. Die Kinder auf dem Schoß saßen wir sogar am Fenster. Seba und ich wir wechselten uns immer mit dem Anlehnen ab, beide gleichzeitig ging nicht.

Sonntag, 13. Juni 2010

keine Zeit, keine Zeit

Die Wachteln waren echt lecker! Wir haben sie zwar nicht "an Pflaumensoße" oder so gemacht, sondern einfach gebraten und fertig. Schmeckt wie Huhn, nur viel kräftiger.
In den letzten Tagen war absolut keine Zeit zum Bloggen. Wir sind sehr viel unterwegs. Irgendwie schleicht sich langsam Torschlußpanik ein. Wir haben nur noch 5 Tage!!!! Und wir haben noch nicht alles gesehen!
Zugegeben, das würden wir auch in einem Jahr nicht schaffen. Moskau ist so vielfältig und riesig, obwohl es von der Fläche nur so groß wie Berlin ist. Da wird wohl immer das Gefühl bleiben, etwas verpasst zu haben.
Jetzt geht es zum Moskwa-Fluß, wir wollen eine Bootstour machen. Das Wetter ist endlich auch wieder schön. Wir haben noch nie so viel Nebel im Sommer erlebt wie hier.


Dienstag, 8. Juni 2010

Wachtelfilet???

Bisher haben wir uns, ehrlich gesagt, nicht getraut Fleisch zu kaufen. Im großen Supermarkt, wo wir sonst immer einkaufen, sind die Kühltruhen offen und meist nur mäßig kalt. Auf dem Markt vor der Metro gibt es einige Fleischer. Aber deren Buden sahen uns auch nicht so vertrauenserweckend aus. Wir wussten einfach nicht, worauf wir achten müssen, um frisches und gutes Fleisch zu bekommen. Nun haben wir von zwei Bekannten auf unserer Etage eine Empfehlung für einen Stand bekommen. Seba machte sich also mit den Kindern auf, Fleisch zu jagen...
Die Fleischverkäuferin sah unserer Kinder, fragte, ob das Fleisch auch für die Kinder sei. Auch für den Kleinen? Na dann kommen Sie mal mit. Hier ist ganz frisches Fleisch. Das andere dort ist tiefgekühlt und manchmal schon 6 Monate alt. Das hier wurde gestern erst geschlachtet. An was hatten Sie denn gedacht? Rind? Schwein? Was halten Sie von Wachtelfilet? Enthält fast kein Cholesterin, ist sehr gesund.....
Und so weiter. Die Preise waren unverschämt niedrig. Es gibt nicht, wie bei uns große Preisunterschiede zwischen Filet und dem Rest.
Seba kam mit einem großen Stück Rinderfilet nach Hause. (Das kostete 12 Euro pro Kilo! In Deutschland haben wir bisher verzichtet, 30 Euro dafür zu bezahlen. Wir essen sonst eher wenig Fleisch.)
Und Wachtelfilets. Ich hatte bisher nicht daran gedacht, so etwas mal zu probieren. Aber für 7 Euro pro Kilo - warum nicht?!
Das Rinderfilet haben wir gestern zusammen mit Zwiebeln und Kartoffeln in den Ofen geschoben, sehr lecker. Aber was machen wir bloß mit den Wachteln? Irgendwelche Ideen??? Vielleicht hat einer von Euch Erfahrung mit diesen Hühnervögeln?

Freitag, 4. Juni 2010

Sommergewitter

Seit einiger Zeit gibt es an warmen Tagen zum Nachmittag hin immer kurze Gewitter mit Regenschauern. Heute kletterten die Temperaturen auf stolze 28 Grad, deshalb fiel das erwartete Donnerwetter etwas heftiger aus als sonst.
Schlagartig verdunkelte sich der Himmel, die Straßenlaternen gingen sogar an. Der Wind drückte von Südwesten gegen das Hauptgebäude und dort, wo Durchzug war, knallten die Fenster. Insgesamt sechs Mal klirrte es und Scherben fielen scheppernd in den Innenhof! Auf dem Flur unserer Etage mussten zwei Menschen zusammen ein offenes Fenster mit vereinten Kräften zudrücken.
Wir beobachteten ein Hochzeitspaar, das zusammen mit dem Fotografen Schutz suchte in einer meterlangen Limousine. Das obligatorische Hochzeitsfoto, für das vor allem am Wochenende Scharen von frisch Vermählten vor der MGU posieren, fiel leider ins Wasser.
Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei, die Sonne schien wieder.

Diesen abgebrochenen Ast konnten wir am Abend bei einem Spaziergang entdecken.



Beim Flanieren wurden wir dann von der nächsten Gewitterfront überrascht. Eigentlich hatten wir schon gesehen, dass ein zweites Unwetter aufzieht. Wir hatten allerdings wirklich nicht damit gerechnet, dass es so schnell direkt über uns sein würde. Auch Herr Lomonossow konnte seinen Blick nicht abwenden.



Wir waren glücklichweise nur noch einen Steinwurf entfernt vom rettenden Uni-Gebäude und flüchteten in das Haus. Hier heulte der Wind durch die Fahrstuhlschächte. Die Kinder waren beeindruckt von so viel Naturkraft. Später im Zimmer konnten wir sehen, wie sich das Gewitter über Moskau entlud.



Spannend, wenn Wetter so dicht zu sehen ist - beruhigend, wenn man dabei im Trockenen sitzt.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Heißes Wasser geht in Sommerpause

Eben haben wir einen ganz unscheinbaren Aushang entdeckt. Handschriftlich wird dort bekannt gegeben, dass ab dem 7. Juni kein heißes Wasser mehr durch die Leitungen fließen wird!
Der Grund: das Rohrsystem wird gewartet und repariert. Jeden Sommer ist das so, es gibt für cirka einen Monat kein heißes Wasser. Wir wussten das eigentlich schon vorher. Wir dachten allerdings, es wäre erst im August so weit. Nun gut, jetzt müssen wir eben an unseren letzten 10 Tage kalt waschen und duschen. Wie war das noch mal mit dem Minimalismus? Da ist er!
Am letzten Warmwasserwochenende werden alle Leute hier wahrscheinlich noch einmal für ein paar Stunden unter die Dusche steigen und "vorduschen". Die heißen Temperaturen werden sicherlich trotzdem für "dufte" letzte Tage sorgen. Ich kann mir vorstellen, dass wir dann alle über so manchen Körpergeruch hinwegsehen. Wer duscht schon gern kalt?

Mittwoch, 2. Juni 2010

Kindertag und Regen. Was will man mehr?


Hier in Russland heißt dieser Tag nicht einfach Kindertag, sondern Kinderschutztag. Dies wird seine Gründe haben, denn Kinderrechte sind in Russland noch nicht ausreichend durchgesetzt. In Deutschland indessen entwickelt sich der Kindertag zu einem weiteren Anlass, seinen Kindern Geschenke kaufen zu können. Mir scheint, der 1.Juni reiht sich nun gleich hinter Weihnachten, Nikolaus und Ostern ein und überbrückt das Sommer-Geschenke-Loch.

Wir haben heute einen Ausflug in den Moskauer Zoo gemacht. Man sagte uns vorher, am besten wäre es an einem Wochentag und vormittags hinzugehen, sonst würde man vor lauter Menschen keine Tiere zu Gesicht bekommen. Wir hatten Glück, denn heute am Dienstag vormittag regnete es sogar noch! Besser können die Voraussetzungen wohl nicht sein. Und es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Also patschten wir ausgestattet mit Gummistiefeln und Regenhosen (zumindest für unsere Kinder) von Gehege zu Gehege. Wenn man durch das Haupttor geht, sieht der Zoo erst einmal unheimlich klein aus. Rundherum stehen Häuser, der Blick stößt immer wieder auf die großen Gebäude hinter dem Zaun. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie hier fast 1000 Tierarten untergebracht sein sollen. Wir bemerkten bald, dass der Zoo einfach nur sehr verwinkelt ist, um ihn zu überblicken. Will man das ganze Gelände besichtigen, muss man noch über eine Fußgängerbrücke gehen. Dort befindet sich der zweite "neue" Teil des Zoos, der im Jahr 1926 angegliedert wurde. Das alte Hauptareal ist sage und schreibe schon fast 150 Jahre alt - es wurde 1864 eröffnet.


Trotzdem hat der Zoo nur etwas mehr als 20 Hektar. Wir verwöhnten Berliner lieben nicht umsonst die Weite vom Tierpark Friedrichsfelde. Der hat immerhin 160 Hektar! Zugegeben, da hinkt jeder Vergleich.


Die obligatorischen Stände für Süßigkeiten und Spielzeug, auch Karussels und Schießbuden dürfen nicht fehlen. Teilweise erinnerte der Zoo sehr an unseren Besuch im Lunapark.


Da ist er - der russische Knut!
Ein niedlich tollpatschiges Eisbärenkind. Es war sehr erholsam, ihn zu beobachten, ohne kreischende Teenies und drängelnde Mamas wie im Berliner Zoo. Eisbären bekommen im Moskauer Zoo sehr oft Nachwuchs. Obwohl sie in sehr kleinen Gehegen leben, scheinen sie sich nicht davon abhalten zu lassen.


Giraffen, Zebras und gleich dahinter ein Wohnblock.


Obwohl viele Gehege in den letzten Jahren restauriert worden sind, sieht man noch ab und zu alte Relikte wie diese Mauer. Leider sind Grasflächen eher selten, die meisten Tiere leben auf Beton. 


Es gibt mehrere Themenhäuser. Besonders beeindruckt waren wir von den "Nachtwelten". In liebevoll gestalteten und naturnahen Terrarien huschten alle möglichen Nachttiere umher. Das war wirklich spannend. Als wir aus der Dunkelheit auftauchten, schien sogar kurz die Sonne.

Der Eintritt ist für russische Studenten kostenlos, ausländische Studenten bezahlen moderate 150 Rubel (4 Euro). Dafür wird man dann im Zoo mit Werbung förmlich überschüttet. Selbst auf den Tafeln, die etwas zur Tierart erzählen, darf Tante Google nicht fehlen.


Insgesamt entpuppte sich der Zoo als durchaus sehenswert. Die baulichen Voraussetzungen sind sicherlich nicht die besten, um gute Lebensbedingungen für die Tiere zu schaffen. Der Zoo entspricht einfach der - genau so dicht gepackten - Stadt Moskau.
Trotzdem bietet er Erholung und etwas Ruhe - zumindest an regnerischen Vormittagen.

Montag, 31. Mai 2010

Unsere Puppen können russisch!

Natalias Puppen haben sich auch gut eingelebt. Sie unterhalten sich mittlerweile sogar auf Russisch! Selbst die Kuscheltiere, die sonst eher tierische Laute von sich geben, können sich nun auf Russisch verständigen. Die Sprache, die Natalia ihnen beibringt, ist ein Phantasie-Mischmasch aus Russisch "in-echt" und Russisch "aus-Spaß". Auf jeden Fall haben sie allesamt ihre Muttersprache verlernt, wenn Nata allein mit ihnen spielt. Kein deutsches Wort zu hören! Statt dessen russische Gedichtschnipsel, Liedzeilen und Märchenfetzen.
Spannend ist es für uns, zu beobachten, wie unsere Große ausgerechnet hier in Moskau anfängt, polnisch zu reden. Sie hilft sich so in vielen Situationen weiter. Das führt natürlich manchmal zu Verwirrung, ist aber besser, als nichts zu sagen. Natalia hat generell sehr viel Freude an Sprache und spricht gut, gern und viel. Sie versteht polnisch, da Seba mit den Kindern vorrangig polnisch redet. Bisher hat sie allerdings ímmer auf Deutsch geantwortet und nur wenige polnische Wörter selbst gesagt. Die fremdsprachige Umgebung hier scheint ihren polnischen Wortschatz zu aktivieren. Bei mir ist es andersherum, wenn ich mich mit Polen hier polnisch unterhalten will, kommt immer nur russisch! Es ist für mich äußerst schwierig, zwischen den Sprachen hin- und herzuschalten.
Wir bemerken auch, dass jeder von uns anfängt, im Deutschen Fehler zu machen. Vor allem unregelmäßige Plural- oder Vergangenheitsformen werden von uns allen durcheinander geworfen. Da kommen schon ziemlich witzige Formulierungen zusammen. Besonders abends, wenn allgemeine Müdigkeit herrscht, entstehen die ulkigsten Worte. Eben zum Beispiel wollte ich etwas "relativisieren" statt zu relativieren. Sprachverwirrung.
Aber das ist auch kein Wunder. Denn gestern Abend gab es wieder einen unserer Filmabende mit internationalen Gästen. Wir schauen regelmäßig in netter Runde russische und deutsche Klassiker. Gestern war "Good Bye, Lenin!" dran. Danach wird meist bis spät in die Nacht geredet. Gestern unterhielten wir uns zum Beispiel auf Russisch, Deutsch, Polnisch und Englisch. Das macht echt Spaß. So lernt man Sprachen am besten!


Vielleicht sprechen die Kuscheltiere ja bald auch englisch...

So, so...


... da haben "wir" also den Grandprix gewonnen.
Ist ja mal selten. Unsere Bekannten hier finden den deutschen Akzent von Lena Meyer-Landrut lustig. Ich höre den, ehrlich gesagt, überhaupt nicht.
Gestern gab es wieder einmal Feuerwerk. Bestimmt war eines von den vieren (!) auch dem deutschen Sieg beim Eurovision Song Contest 2010 gewidmet. Ich weiß es nicht. Hier donnern so oft Leuchtraketen in die Luft, dass wir uns schon gar nicht mehr zum Fenster bemühen. Feuerwerks-Routine könnte man das nennen. Die Kinder schlafen selbst dann selig weiter, wenn direkt hier vorn auf der Straße geknallt wird. Vorgestern allerdings gab es Pyrotechnik auf einem ganz anderen Niveau als das Laienschauspiel, das hier jedes Wochenende von den Autofreaks vor dem Hauptgebäude veranstaltet wird. Sicherlich gibt es im Stadthaushalt einen extra Posten für Feuerwerk, denn gespart wird daran wirklich nicht. Der 28. Mai war Tag des Grenzsoldaten, das war Moskau sogar ein Synchronfeuerwerk wert. Wir nahmen uns die Zeit, das Spektakel zu beobachten und staunten, wie synchron es tatsächlich war. Morgen ist Weltnichtrauchertag, da wird wahrscheinlich kein Feuerwerk spendiert. Außer Lena ist Nichtraucherin, dann vielleicht.

Sonntag, 30. Mai 2010

Land unter - Teil 2

Letzte Woche: Platzregen!

Einige Straßen verwandelten sich innerhalb kürzester Zeit in richtige Seen. Da es in Moskau nur wenige Gullis gibt, in denen Regenwasser abfließen kann, muss man als Fußgänger schon einmal ein paar Umwege in Kauf nehmen. Oder man watet eben durch knöcheltiefes Wasser. Kommen Autos, ist es ratsam, einen Sicherheitsabstand einzuhalten, sonst ist man auch oberhalb der Knöchel nass. Seht selbst: