Mittwoch, 13. Juli 2011

Ankunft in Afrika

Mit South African Airways geht es zunächst nach Johannesburg. Im 10-stündigen Nachtflug werden wir einigermaßen durchgerüttelt und finden nur hin und wieder ein bis zwei Stunden Schlaf. Als ich in den frühen Morgenstunden endlich eingeschlafen bin, weckt mich ein pflichtbewusster Flugbegleiter: "You want a refreshing towel ma'm?" Verdammt! Weckt der mich wegen eines EFRISCHUNGSTUCHS. Naja nicht aufregen, eine halbe Stunde später gibt es auch schon Frühstück. Inklusive Kaffee :) In Johannesburg gelandet stellen wir zunächst etwas ernüchtert fest, dass es kalt ist. Sehr kalt! Das Personal trägt dicke Winterjacken und wir können ihre Atemwolken in der kalten Luft sehen. Wilkommen in Afrika.
Nach 1,5 Stunden geht es dann weiter nach Windhoek. Hier ist es schon etwas wärmer. Wie wir im Laufe der Reise noch oft genug feststellen werden, wird es morgens innerhalb von 2 Stunden 10 Grad wärmer und abends genauso schlagartig kalt. Sobald es dunkel wird beeilt man sich besser, seine Jacke zu holen.
Der Flughafen von Windhoek beeindruckt vor allem durch seine Größe: Er ist winzig. Eine Ankunft- und eine Abflughalle. Man kann sich jedenfalls nicht verlaufen und muss nie befürchten das falsche Gate zu nehmen: Es gibt nur eins. "Gate" heißt in diesem Fall, dass die Türen der Abflughalle geöffnet werden und die Passagiere auf's Rollfeld laufen und in ihrem Flieger steigen.




Unser Tourguide "Uwe" sammelt die Gruppe am Flughafen ein und fährt uns ins Safari Hotel. Den Rest des Tages haben wir kein Programm, da einige Teilnehmer sich erstmal vom langen Flug erholen wollen. Nach einer kurzen Dusche stürzen wir uns also zu zweit ins Getümmel von Windhoek. Der erste Eindruck ist der gleiche wie in jeder größeren Stadt: laut, voll und schmutzig. Nur mit deutlich mehr Sonne - inzwischen ist es warm genug um in kurzen Hosen durch die Stadt zu laufen. Nach einer Stunde haben wir auch die touristischeren Ecken von Windhoek durchlaufen. Überall gibt es Stände mit Holzschnitzereien. Wir sehen uns den Zoogarten (einen Zoo gibt es hier nicht mehr) und die Christuskirche an. Vor der Kirche spricht uns ein junger Afrikaner - James - in perfektem Deutsch an. Er kommt angeblich aus der DDR und sammelt Geld für eine Fotoausstellung der DDR-Kinder in Afrika. Unser Tourguide hat uns vor solchen Geschichten gewarnt. Also wimmeln wir James ab. In der Christuskirche liegt dann tatsächlich ein Zeitungsbericht über den jungen Mann aus, der Touristen mit der DDR-Geschichte über den Leisten zieht. Als wir die Kirche wieder verlassen ist James natürlich verschwunden.


Abends im Hotel freuen wir uns auf unser erstes afrikanisches Abendessen. Wir haben nicht bedacht wie tief  die deutsche Kolonialzeit noch in Windhoek verwurzelt ist. Die Speisekarte bietet Spezialitäten wie Bratwurst mit Kartoffelsalat, Wiener Schnitzel oder Schweinelendchen mit Pommes. Aber wir trinken das ein oder andere echt afrikanische Bier dazu: Windhoek Lager. Sehr lecker. Gebraut nach deutschem Reinheitsgebot...





Dienstag, 12. Juli 2011

Gästefarm Hammerstein und Hans das bissige Zebra

Am nächsten Morgen fahren wir von Windhoek aus zur Maltahöhe wo wir die Nacht in der Gästefarm Hammerstein verbringen werden.Unterwegs erklärt uns Uwe, dass die meisten Einheimischen die langen Strecken mit Esel- oder Pferdekarren zurücklegen, die man spaßeshalber "Kalahari-Ferrari" nennt. Ca. eine Stunde hinter Windhoek sehen wir dann tatsächlich ein Kalahari-Ferrari. Der Bus bremst, wir machen ein Foto und fahren weiter. Ich komme mir ziemlich schlecht vor. Wir mit unserem vollklimatisierten Bus halten an und begaffen die Leute in ihrem Pferdekarren und fahren weiter ohne hallo zu sagen. Aber trotz allem haben wir natürlich auch ein Foto von unserem ersten Kalahari-Ferrari gemacht.


Auf der Gästefarm angekommen erhalten wir zunächste eine Sicherheitseinweisung die Tiere der Farm betreffend. Springbock "Daisy" läuft frei herum. Sie ist nicht mehr gefährlich seit man ihr nach einem kleinen Zwischenfall die Hörner abgesägt hat. Streicheln sollen wir sie bitte trotzdem nicht, denn sie beißt hin und wieder... In großen Gehegen gibt es außerdem einen Rotluchs (dessen Name mir entfallen ist), Leopardin Lisa, Gepard Caesar, Gepadrin Cleopatra und Zebra Hans. Ein Mitarbeiter geht mit uns in die Gehege der Raubkatzen. Ins Zebra-Gehege dürfen wir allerdings nicht - Hans beißt. Ahja...das gefährlichste Tier der Farm ist also das Zebra.
Die Gehege sind riesig und dank der guten Regenzeit stark bewachsen. Wir brauchen also eine ganze Weile bis wir den Rotluchs gefunden haben.




Leopardin Lisa ist da neugieriger und daher schnell gefunden. Ein sehr schönes Tier. Der Mitarbeiter der mit uns im Gehege ist drückt es so aus: "Geparden haben das Buch der Eleganz gelesen, Leoparden haben es geschrieben." Er empfiehlt uns allerdings uns nicht zu bücken, falls unser Schuh offen sein sollte. Sobald ein Mensch sich klein macht, fällt er ins Beuteschema der Leopardin. Er demonstriert uns den Effekt, als der Praktikant der Farm vorm Gehege auftaucht und sofort von Lisa fixiert wird. "Nils bück dich mal, sie jagd dich grad". An dieser Stelle beschließe ich, mich nie wieder darüber zu beschweren, dass deutsche Praktikanten Kaffee kochen müssen. Afrikanische Praktikanten müssen sich vom Leopard jagen lassen. Nils tut jedenfalls was ihm gesagt wurde und der Effekt bleibt nicht aus: Lisa duckt sich, schleicht sich an und springt ganz plötzlich mit voller Wucht auf Nils zu. Den Zaun hat sie offenbar vergessen. Um es mal rheinisch auszudrücken: Lisa ist voll vor die Pump geflitzt.

Der Gepard im Gehege nebenan ist ebenfalls schnell gefunden. Er lässt sich in seinem Abendspaziergang nicht von ein paar Touristen beeindrucken und spaziert mitten durch die Gruppe. Seine Frau müssen wir fast 20min suchen. Sie hat offenbar keine Lust auf Besuch. Wir streunen also durchs Gehege und suchen die Gepardin mit der Bitte uns nicht mehr als 3m zu nähern, falls wir sie finden - die Dame ist wohl etwas zickig. beruhigend... Irgendwann ruft Nicole "Ich glaub ich hab sie" und deutet direkt vor ihre Füße. Es bleibt fraglich wer sich mehr erschrocken hat: Die Gepardin, Nicole oder der Farm-Mitarbeiter (ja, ich gebe zu ich habe auch seinen Namen vergessen). Er ruft ihr mit leicht wackeliger Stimme zu, sich nicht zu bewegen. Dann kommt er und holt Nicole langsam von der Gepardin weg. Selbige ist allerdings noch zu irritiert um zu reagieren. Scheinbar hatte sie im Gebüsch geschlafen.















Nach der "Katzenführung" machen wir uns mit Nico und Nicole auf die Suche nach dem Zebra-Gehege. Da sind wir jetzt doch neugierig. Zebra Hans erwartet uns schon am Zaun. Als wir uns dem Gehege nähern, legt er sich auf den Boden, wälzt sich auf dem Rücken im Staub und furzt uns an. Aber wie! Schnell wird klar, Hans ist nicht nur bissig sondern auch komplett verrückt.

Von hinten schleicht sich Springbock Daisy an, die uns diesen Abend nicht mehr verlassen wird. Sie weicht uns nicht von der Seite. Nico und Nicole haben ernste Befürchtungen, dass Daisy ihnen noch ins Bett folgen wird. Es ist allerdings auch schwierig ein Tier weg zu schicken, dass man nicht anfassen darf.

Nach einem späten Abendessen (es gab Kudu-Steak! Sehr lecker.) mache ich meine erste Bekanntschaft mit einer besonderen afrikanischen Spezialität: Stacheldraht-Schnaps. Wir werden gute Freunde und uns im Laufe der Reise noch öfter begegnen :)

Montag, 11. Juli 2011

Sossusvlei - morgens Stromausfall, abends Sundowner

Heute beginnt unser Tag mitten in der Nacht - 4:20 Uhr aufstehen. Auf Nachfragen einiger Teilnehmer erklärt uns Uwe dies sei kein Urlaub sondern eine Reise. Wir sollten auch mal das Kleingedruckte lesen. An der Stelle frage ich mich, ob er wohl auch "Hummeldumm" gelesen hat, denn den Satz erinnere ich mich gestern im Bus gelesen zu haben.
Ich komme gerade aus der Dusche, da geht das Licht aus. Stromausfall. Nichts zu machen. Dank des Afrika-Survival-Packs, das mir meine Arbeitskollegen zur Hochzeit geschenkt haben, bin ich im Besitz einer niedlichen, 3cm großen Taschenlampe. In der Wildnis wohl nicht sehr hilfreich, aber ausgesprochen praktisch um im Dunkeln seine Socken zu suchen. Um 5 Uhr kommt der "waking call". Da wir keine Telefone auf den Zimmern haben bedeutet "waking call", dass jemand an der Tür randaliert bis man öffnet :) Immerhin findet er die Sicherung und sorgt dafür, dass wir wieder Licht haben - jetzt wo wir eh fertig sind.
Wie dem auch sei, die Uhrzeit hat ihre Berechtigung: Wir müssen um 6 in Sossusvlei sein, da man nur früh morgens den Schatteneffekt der Dünen sehen kann: Die Sonne trifft um diese Uhrzeit nur eine Seite der Düne, die andere liegt komplett im Schatten. Im Nachhinein muss ich ihm rechtgeben. Es hat sich gelohnt:










Mitten in Sossusvlei steigen wir in einen Jeep um, da es hier keine Straßen mehr gibt. Obwohl wir ordentlich durchgerüttelt wurden und es auch ganz schön kalt war (inzwischen haben wir ca. 8 Uhr, die Wärme lässt noch auf sich warten), muss ich zugeben: das macht schon richtig Spaß! Am Fuß von Düne 35 steigen wir aus und Uwe verkündet, dass wir jetzt zu Fuß die Düne hoch marschieren. Ich gebe zu dass ich ein bequemer Mensch bin und mir diese Art von Frühsport schon Respekt einflößt. Da ich ohnehin keine Wahl habe marschiere ich los. Es geht dann doch besser als gedacht. Ich komme im sicheren Mittelfeld der Gruppe oben an, wo mein Mann bereits ausgeruht auf mich wartet. Und wieder einmal gebe ich Uwe Recht: Auch das hat sich gelohnt. Der Ausblick ist atemberaubend. Während die Männer durch den Dünensand hüpfen und versuchen einen Gecko zu fangen, mache ich es mir gemütlich und genieße die Aussicht. Irgendwer reicht eine Packung Kekse herum (Prinzenrolle - aus dem namibischen Supermarkt... sehr afrikanisch.). Der Tag wird gut.
Nachdem Sebastian den Gecko erwischt hat und sich alle ausgeruht haben folgt ein besonderer Spaß: auf der steilen Seite die Düne runter rennen! Zugegeben - so gut wie Uwe kriegen wir es nicht hin, aber es ist schon eine "Mordsgaudi" wie man so schön sagt.














Nach der Dünen-Tour setzen wir uns wieder in den Bus. Mittags wollen wir noch durch einen Canyon wandern. Dort angekommen beschließt Uwe "wir suchen jetzt mal eine Schlange". Ich gebe zu, dass ich - im Gegensatz zu meinem Mann - nicht allzu begeistert von diesem Plan bin. Letztendlich haben wir keine Schlange gefunden, dafür eine Menge "dicke Penns". Eine riesige Grillenart. Läuft allerdings eher wie eine Spinne, also Geschmackssache :)












Nachmittags kommen wir in der "Namib Desert Lodge" an - ein Traum. Wer jemals nach Namibia fährt, sollte sie nicht verpassen. Mitten in der Namib-Wüste. Kilometerweit nichts als Dünen. In unserem Zimmer wartet - mal wieder - ein Flitterwochen-Korb auf uns. Es gibt Früchte und roten Sekt. Wir setzen uns also erstmal mit einem Glas Sekt auf unsere Terasse und genießen den Blick auf die Wüste.













Für den Abend haben wir eine Jeep-Tour inklusive "Sundowner" gebucht. Sundowner bedeutet mit einem Gin Tonic auf der Düne zu sitzen und den Sonnenuntergang zu beobachten. Ich find, das hört sich gut an. Vor dem Abendessen geht es also mit 3 offenen Jeeps in die Dünen. Unser Fahrer ist Tourguide Uwe und er hat eindeutige Regeln:  Wer anhalten will um ein Foto zu machen - einmal aufs Dach klopfen. Weiterfahren - zweimal auf's Dach klopfen. Klar soweit. Auf der Düne angekommen erwartet uns das traditionelle Sundowner Getränk. Keiner von uns hätte jedoch erwartet, dass der Gin Tonic in riesigen silbernen Campingbechern ausgeschenkt wird. Die Portionen fielen dem entsprechend großzügig aus, was eine ausgesprochen heitere Rückfahrt zur Folge hatte...
Unnötig zu erwähnen, das Uwe auf der Rückfahrt (nach reichlich Gin Tonic) ein wahres Trommelkonzert erwartete. Ich bewundere noch heute seine Geduld und bin froh, dass er unsere Gurkentruppe nicht unterwegs ausgesetzt hat :)