Für die letzten zwei Wochen in Australien mussten wir uns Ersatz für Freitag mieten. Der rote Hyundai bot nach den drei Monaten auf dem hohen Thron in Freitags Cockpit ein wahres Go-Kart Feeling! Katha war von der Umstellung so beeindruckt, dass sie auf dem Highway mal eben zum Geisterfahrer wurde. Dem LKW der uns dann entgegenkam konnten wir zum Glück über den Grünstreifen ausweichen. Glück gehabt…
Ameise mit unglaublich kleinem Löffel im Hintergrund. |
Are you hungry or something? |
Mein Vorsatz für’s neue Jahr. |
Gude Laune in Bunburry |
Nach einem Katerfrühstück ging’s am nächsten
Tag weiter Richtung Süden in das hübsche Fischerdorf Busselton. Die
Hauptattraktion stellt Australiens längster Jetty dar, der stolze 2 Kilometer
in das Meer hinein reicht. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass wir
uns - als Profischnorchler - den Steg
auch von unten angeschaut haben. Dabei wäre Katha beinahe von einer
Killerkrabbe angefallen worden, die sich heimtückisch in den Sand eingebuddelt
hatte.
Auf dem Weg nach Busselton legten wir noch einen Abstecher in ein kleines Dorf ein. Klein im wahrsten Sinne des Wortes… |
Der Mankini darf hier nicht fehlen! |
Die nächsten Tage verbrachten wir beim
Beach-Hopping und Beer-Tasting in der Weinregion Margret River. Wir hangelten
uns von Traumstrand zu Traumstrand weiter in Richtung Süden.
So bahnten wir uns den Weg in Richtung Südkap
in Augusta. Weitere Highlights auf dem Weg waren der Besuch der Lake Cave und
ein Stop an der Hamelin Bay, an der
regelmäßig riesige Rochen bis an den Strand schwimmen. Die imposanten
Meeresbewohner hoffen wohl darauf Essbares von den Touristen abzustauben.
Ein Blue Tongue, der seinem Namen alle Ehre macht. |
An diesem Traumstrand durften wir für eine Nacht unser Zelt aufstellen. |
Hamelin Bay: Im Hintergrund handzahme Riesenrochen. |
Nach so vielen entspannten Tagen folgte die
vielleicht schlimmste Nacht unseres gesamten Australien-Aufenthalts. An dem Tag
waren wir relativ spät dran und es begann bereits zu dämmern als wir immer noch
keinen Campingplatz gefunden hatten. Die Angst vor einem Crash mit einem
Känguru machte uns zunehmend nervös. Also beschlossen wir zum Übernachten
einfach den nächsten Rastplatz zu nehmen, der in unserem Camps-Atlas angegeben
war. Mittlerweile war es stockfinster und zu allem Überfluss fuhren wir in
einen immer dichter werdenden Wald ein. Der Blackwood State Forest machte
seinem Namen alle Ehre. Wir dachten uns beide noch: „Hoffentlich ist der
Rastplatz nicht ausgerechnet in diesem finsteren Waldstück…“ als wir das Schild
zu unserem Campspot am Straßenrand entdeckten. Erwähnte ich schon, dass es
stockfinster war?
Mystische Stimmung auch noch am Morgen danach. |
Schatz, wir kriegen Zwillinge! |
Wo uns dieser Weg wohl hinführt? |
Wir diskutierten eine Weile ob wir hier
wirklich übernachten sollten. Aber es blieb uns einfach keine andere Wahl.
Katha stieg aus dem Auto und sagte sofort: „Der Ort ist mir sehr unheimlich,
ich habe kein gutes Gefühl…“
Unser Zelt war in Rekordzeit aufgebaut. Kathas
Worte in meinen Ohren packte ich alles womit man im Ernstfall töten könnte mit
ins Zelt. Die Auswahl beschränkte sich auf unser Klappmesser und den Hammer.
Wir waren mutterseelenallein. Waren wir das
wirklich? Kurz vorm Einschlafen fuhr ein Auto auf den Rastplatz. Der Motor
wurde ausgestellt, die Scheinwerfer aber voll auf unser Zelt gerichtet. Uns
stockte der Atem.
Nach 5 Minuten startete der Wagen wieder und
man hörte ihn über die direkt angrenzende Straße in die Nacht verschwinden.
Spätestens jetzt war das Kopfkino in vollem Gange.
Irgendwann sind wir dann doch noch eingenickt.
Durch die unterbewusste Alarmbereitschaft befand ich mich aber eher in einer
Art Halbschlaf…
Und plötzlich wurde ich hellwach weil ich
Schritte von uns weg hinein in den Wald verschwinden hörte. Den Puls auf 180 hoffte
ich darauf das Geräusch nochmal zu hören und eine Hüpfbewegung zu vernehmen.
Das hätte bedeutet, dass ich von einem handelsüblichen Kangaroo auf Hausbesuch
wach geworden bin. Leider war das nicht der Fall. Und so lag ich bis zum ersten
Morgengrauen in Lauerstellung, den Hammer fest umgriffen, bereit um auf’s
Äußerste zu gehen und Katha im 6.Monat schwanger vor was auch immer zu
verteidigen.
Egal was es auch war, oder was es eben auch
nicht war: Es kam nie zurück und wir sind auch aus dieser Horrornacht glimpflich
davon gekommen. Nach einem tollen Sonnenaufgang mit spektakulärem Tiefnebel
ging’s vorbei an einer Kängurukoppel an einen idyllischen See zum Brunchen.
Gestärkt packten wir dann die nächste Herausforderung an: Kathas Höhenangst auf
dem Tree-Top Walk im Valley of the Giants überwinden. Wie die Fotos beweisen
hat sie’s mit Bravur gemeistert. J
Nach der Horrornacht haben wir in einem
Campingplatz bei Denmark das wahre Paradies gefunden. Ein Campingplatz direkt
am Meer, offenes Feuer und grillen am Zelt erlaubt, Kookaburra-Gesang zum
Einschlafen und Aufwachen… was will man mehr?
Hier gefiel es uns so gut, dass wir auf dem Weg
nach Albany für zwei Nächte und auf dem Rückweg nochmal eine Nacht eingecheckt
sind.
Unser Meer, unser Zelt, unsere Autofelge als Feuerstelle. |
Hab ich schon von den Traumstränden in der
Region um Albany erzählt? An der Peaceful Bay, Ocean Beach, den Elephant Rocks
und den Greenpools im gleichnamigen Nationalpark war der Name Programm. Obwohl
das Wetter leider regnerisch und an der Südküste allgemein etwas kühler war, haben
wir uns natürlich trotzdem in die Fluten gestürzt und so gut wie überall den
obligatorischen Schnorchler eingelegt.
Von Traumstrand zu Traumstrand mit Graf Dracula |
Nach einer guten Woche auf Achse erreichten
wir Albany. Der kleine Ort war noch vor wenigen Jahren die Hauptstadt des
Walfangs in Australien. Heute erinnert nur noch ein wahrlich beeindruckendes
Museum an dieses dunkle Kapitel. Absolutes Highlight ist das Skelett eines
ausgewachsenen Blauwals, dem größten Säugetier unseres Planeten.
Und dann war da noch der Auftritt mit meiner
neuen australischen Band: Zufällig stand im Pub gegenüber von unserem
Campingplatz eine Jamsession auf dem Programm. Und nachdem einer von den
Veranstaltern erfahren hatte, dass ich Schlagzeug spiele stand dem legendären
Auftritt nichts mehr im Wege. Noch heute klingen die Fangesänge in meinen
Ohren.
Mama, Papa, David und ein 30 Meter langes Skelett. |
Cool and the gang. Der Tag nach dem großen Auftritt. |
Don’t steck your Kopf in the Stroh! |
Schwarze Kakadus: Eine Rarität! |
Nix für Schwindelvolle oder Schwangere. Ganz oben: Ich |
Ein Markenzeichen der Region hier sind die
Feueraussichtstürme in allen möglichen Ausführungen. Einer dieser Türme stand
auf dem Mt Frankland. Wirklich beeindruckend welche Weitsicht man von dem Hügel
tatsächlich hat – genauso wie die Tatsache, dass Buschfeuer nach wie vor ein
brisantes Thema in Australien sind und diese „Fireposts“ auch heute
größtenteils noch in Betrieb sind.
Nicht mehr in Betrieb sind die „Firetrees“.
Die riesigen Bäume können allerdings von schwindelfreien Touristen bestiegen
werden. Und so hab ich mir das höchste Exemplar ausgesucht und bin die ca. 40m
nach oben geklettert, über einfache Eisenstangen die wie eine Wendeltreppe am
Stamm empor führen. Katha wurde es unten am Boden schon vom Zuschauen schlecht
– mir wurde ganz oben durch das merkliche Schwingen der Plattform schlecht. Auf
jeden Fall nix für schwache Nerven.
Vorbei an einer riesigen aktiven Goldmine machten
wir uns auf den Weg zu einer (touristischen) Milchfarm im Hinterland der
Margret River Region. Die kleine Farm wird von Ken, äh Frank, betrieben. Ja, es
gibt tatsächlich eine Barbie-Figur von diesem wahrhaftigen Lebemann. Vom Kuh
melken per Hand, über Sahne schlagen und Kälber füttern durften wir überall
selber Hand anlegen. Um das Farmer-Feeling noch auf den Gipfel zu treiben
checkten wir am Abend für eine Nacht zum Campen auf einer Sheep-Farm ein.
Gold, cows and cowboys in the Margret River Region |
Schon fast wieder zurück in Perth legten wir
noch eine Nacht in der kleinen Ortschaft Pinjarra ein. Der Ort ist bekannt für
seine Pferderennen. Leider waren grade keine Rennen angesetzt. Aber damals, als
ich dort mit meinen Eltern 1999 während unseres damaligen Australienurlaubs
war, war die Anlage, ich hab auf’s richtige Ross gesetzt und machte aus einem
ganze 10 Dollar! Trotz dieses Megagewinns muss heute trotzdem noch zur Arbeit
gehen um die Brötchen heimzubringen…
Unser damaliges Highlight war das Lake
Navarino Forest Resort. Es war wirklich toll gut 15 Jahre nach unserem
damaligen Familienurlaub wieder an diesen Ort zurückzukehren. Ich glaube sogar
ich hab genau die Hütte wieder erkannt in der wir damals bei strömenden Regen
beim Barbecue draußen standen. Damals gab es nur ein handzahmes Känguru, diese
haben sich mittlerweile also definitiv vermehrt.
Zum Übernachten checkten wir in den
Campingplatz des Resort direkt neben dem Stausee ein. Die Nacht war aber leider
eher kurz weil laut: Australier, Ferien, Bier, Wasser und Jetskis sind eine
gefährliche Mischung. Die geniale Umgebung konnten wir aber natürlich trotzdem
genießen.
Campen am Lake Navarino Forest Resort. Nicht auf dem Bild: 137 betrunkene Bogans auf dem Jetski |
Tja und dann war er tatsächlich auf einmal da:
Unser vorerst letzter Tag auf australischem Boden. Den Tag verbrachten nochmal
hauptsächlich am Strand und saugten so viel Sonne, Sand und Meer in uns auf wie
es nur irgendwie ging. Am Abend ging’s nochmal in die Stadt, wo wir Victoria
und Matthias besuchten. Katha kannte Victoria über ihren Job BCG. Mit einem
ordentlichen Barbecue, einigen Freunden und noch einigeren Stubbies Bier kann
man von einem standesgemäßem Abschied reden.
Entspannt fuhren wir mit unserem roten Flitzer
durch das nächtliche Perth zurück zu unserem Campingplatz. Die Entspannung wich
uns schlagartig aus den Gesichtern als wir fassungslos vor unserem Stellplatz
standen: Unser Zelt war weg! Hatte sich hier nur jemand einen Scherz erlaubt,
oder sollte uns in unserer letzten Nacht doch jemand unser zweites Zuhause
geklaut haben?
Bye Bye Australien – Hello David!!!!! |
Eine schlaflose Nacht im Auto bereits vor den
Augen machten wir uns auf die Suche nach unserem Schlafzimmer. Und plötzlich
entdeckten wir es: Ein paar hundert Meter von seinem ursprünglichen Platz
entfernt lag es einsam und verlassen in der Ecke. An den inneren Organen bzw.
den Matratzen und Schlafsäcken waren keine Schäden festzustellen. Aber die
Außenhaut hatte heftige Blessuren davon getragen und am Skelett waren mehrere
offene Brüche festzustellen…
Doch nach einer Not-OP mit mehreren Metern
Klebeband stand einer letzten Nacht in unserem treuen Begleiter nichts mehr im
Wege. Wäre ja auch zu lächerlich gewesen wenn unser 30$-Zelt von K-Mart nach
unzähligen Nächten in der Wildnis zwischen Kühen, Schildkröten und Kängurus,
vom Dschungel bis in die Wüste, vom Sumpf bis in den Sand, von -5°C bis 45°C
nun in einer lauen Sommernacht mitten in der Großstadt wegen einer mickrigen
Gewitterböe von uns gegangen wäre…
Nein, nicht mit uns! Und so wurde unser treuer
Begleiter nach einer wunderbar ruhigen letzten
Nacht in Down-Under planmäßig erst am nächsten Morgen bestattet. Vielen
Dank für deine treuen Dienste! Zelt, Du bist der wahre Held dieser ganzen
Reise! Hätten wir noch Platz im Gepäck gehabt, hättest Du heute einen
Ehrenplatz in unserer Wohnzimmervitrine!
Marius, 10.04.2017